Leben ohne Internet

Laut einer Studie sind 20 Prozent der Einwohner in Deutschland überhaupt nicht im Internet aktiv. Die typischen Internet-Abstinenzler sind demnach weiblich, älter und leben überwiegend in Ostdeutschland.

Berlin. In Deutschland ist nach wie vor ein Fünftel der Menschen offline. Der Anteil der Einwohner, die das Internet überhaupt nicht nutzen, liegt nahezu unverändert bei 20 Prozent. Das ist das Ergebnis des D21-Digital-Index 2015, der mit rund 33 000 Befragten die umfangreichste Studie zur Entwicklung der digitalen Gesellschaft ist.

"Die Offliner sind zumeist weiblich, älter und weniger gebildet", sagt Malte Wolf vom Meinungsforschungsinstitut TNS Infratest , das die Studie erstellt hat. Es gebe aber auch regionale Unterschiede: Liegt die Zahl der Offliner in Hamburg bei lediglich 14 Prozent, ist ihr Anteil in den fünf ostdeutschen Bundesländern besonders hoch. Spitzenreiter ist dabei Mecklenburg-Vorpommern mit 28 Prozent. Im Saarland nutzen 23 Prozent kein Internet . Dafür hat das Bundesland den höchsten Anstieg an Internetnutzern: Ihr Anteil ist um 4,5 Prozent gestiegen - im Bundesschnitt waren es nur 0,8 Prozent.

Gründe für die Internetabstinenz sind eine ausreichende Zufriedenheit mit klassischen Medien (67 Prozent), grundsätzliches Desinteresse (66 Prozent) aber auch Sicherheitsbedenken (51 Prozent).

Erstmals wurde bei der Erhebung auch die mobile Internetnutzung erfasst. Demnach gehen 54 Prozent der Deutschen über Smartphones oder Tablets online. Bei den 14- bis 29-Jährigen sind es 85 Prozent, bei den über 50-Jährigen lediglich 31 Prozent. Hamburg liegt mit 68 Prozent an der Spitze, Brandenburg bildet mit 39 Prozent das Schlusslicht.

Und warum gehen die Nutzer online? 94 Prozent informieren sich via Suchmaschinen. 64 Prozent sind in sozialen Netzwerken aktiv. Weitere 64 Prozent kaufen online ein.

Drei Viertel der 14- bis 29-Jährigen sehen in der Internetnutzung Vorteile. Bei den über 65-Jährigen ist nur ein Drittel dieser Ansicht. Gleichzeitig nimmt sich ein Drittel der Jüngeren vor, in Zukunft öfter bewusst offline zu sein.

Ein solcher Trend zur digitalen Enthaltsamkeit sei erfreulich, sagt Matthias Machnig, Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium. "Wir müssen uns häufiger bewusst dafür entscheiden, offline zu sein. Das gehört zu einem erwachsenen Umgang mit dem Internet ." Arbeitgeber stünden in der Verantwortung, ihren Mitarbeitern solche Zeiten zuzugestehen.

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