Der Hass greift um sich Frauen sind bei Twitter oft Ziel von Diskriminierungen

London · Amnesty International hat Hassbotschaften auf der Plattform ausgewertet. Auch Rassismus sei weit verbreitet, so der Vorwurf.

 Im Internet ständig mit Hass konfrontiert zu werden, kann für Betroffene gravierende Auswirkungen haben.

Im Internet ständig mit Hass konfrontiert zu werden, kann für Betroffene gravierende Auswirkungen haben.

Foto: dpa/Oliver Berg

Frauen sind auf der Kurzmitteilungs-Plattform Twitter laut einer Untersuchung von Amnesty International in erschreckendem Ausmaß Übergriffen und Beleidigungen ausgesetzt. 778 Politikerinnen und Journalistinnen aus Großbritannien und den USA hätten 2017 insgesamt 1,1 Millionen missbräuchliche oder problematische Twitter-Botschaften (Tweets) erhalten, erklärte die Menschenrechtsorganisation in London.

Dunkelhäutige Frauen seien dabei besonders häufig Ziel von Attacken gewesen. Für sie sei das Risiko, auf Twitter beschimpft oder angegriffen zu werden, um 84 Prozent höher als für weiße, so Amnesty. Einer von zehn Tweets, in denen schwarze Frauen erwähnt worden seien, falle in diese Kategorie. Bei weißen Frauen sei es nur einer von 15 Beiträgen gewesen.

An der Erhebung beteiligten sich den Angaben nach mehr als 6 500 Freiwillige aus 150 Ländern. Das auf künstliche Intelligenz spezialisierte Forschungsinstitut Element AI rechnete die Daten anschließend unter anderem mit Hilfe maschineller Lernverfahren hoch. Laut Amnesty handelt es sich um die bislang größte Untersuchung über Online-Missbrauch gegen Frauen weltweit.

„Dank der Untersuchung haben wir nun die Bestätigung für das, was Frauen uns seit Langem sagen – dass Twitter ein Ort ist, an dem Rassismus, Frauenfeindlichkeit und Homophobie sich weitgehend ungehindert ausbreiten dürfen“, sagte Milena Marin, leitende Beraterin für Taktische Forschung bei Amnesty. „Indem Twitter nicht wirksam gegen dieses Problem vorgeht, trägt es dazu bei, ohnehin schon marginalisierte Stimmen zum Schweigen zu bringen.“

Amnesty International hat Twitter nach eigenen Angaben bereits mehrfach aufgefordert, Daten über Ausmaß und Art von Missbrauch auf der Plattform offenzulegen. Dies sei aber bislang nicht geschehen. Es gehe nicht darum, Twitter zu überwachen oder zur Entfernung von Inhalten zu zwingen, betonte Marin. Ziel sei beispielsweise mehr Transparenz über die von dem Kurznachrichtendienst eingesetzten Programme zum Aufspüren von Hassbotschaften.

Die Regeln von Twitter verbieten Missbrauch und Hass schürendes Verhalten. Das schließt Tweets ein, die Menschen bedrohen oder belästigen, insbesondere etwa aufgrund von Abstammung, Geschlecht, ethnischer oder religiöser Zugehörigkeit, nationaler Herkunft, sexueller Orientierung oder Geschlechtsidentität.

(epd)
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