Die tägliche Verführung beim Online-Shopping

Saarbrücken · Immer mehr Menschen gehen nicht mehr in den Supermarkt, sondern bestellen Waren im Internet. Doch dabei sollten sie sich nicht zum unüberlegten Einkaufen verleiten lassen.

Für viele Deutsche ist das Internet ein wahres Einkaufsparadies. Laut einer Studie des E-Commerce-Centers am Institut für Handelsforschung in Köln kaufen 72 Prozent der Bundesbürger häufig oder gelegentlich im Netz ein. Monatlich geben die meisten dabei zwischen 50 und 100 Euro aus. Besonders gerne erwerben sie Kleidung, Schuhe, Bücher, DVDs und Unterhaltungselektronik.

Die Vorteile des Einkaufens im Internet sind offensichtlich. Die Produktpalette ist in vielen Fällen größer als im Kaufhaus und auch ausgefallene Artikel sind online leichter zu finden. Wer beispielsweise Tomaten aus Sizilien oder originales Tsatsiki möchte, wird im Netz schnell fündig und schon wenige Klicks später werden die Zutaten auf die Reise geschickt.

Neben der Zeitersparnis ist die Transparenz ein weiterer positiver Faktor für Verbraucher, berichtet Michael Bretz vom Verband der Vereine Creditreform. "Durch Vergleichsportale lassen sich schnell die günstigsten Angebote finden. Der Kunde muss nicht mehr von Geschäft zu Geschäft laufen, um Preise zu vergleichen. Zudem kann er sich in Onlineshops umfassend über Produkteigenschaften informieren und Kundenbewertungen lesen", so der Sprecher der Wirtschaftsauskunftei.

Bei allen Vorteilen, die das Einkaufen im Internet bietet, werden die negativen Faktoren leicht ausgeblendet. Mitunter ist ein hohes Maß an Selbstdisziplin nötig, um den Verlockungen der digitalen Einkaufswelt zu widerstehen. Die größte Gefahr liege in der Verschuldung. Michael Bretz spricht von unkontrolliertem Konsumverhalten. "Schnell landet etwas im virtuellen Warenkorb und ebenso schnell ist es gekauft. Beim Anstehen an der Kasse kommen eher als beim Onlinekauf Skrupel auf, ob man die Produkte im Einkaufswagen wirklich alle braucht. "

In Deutschland nimmt die Zahl der Shoppingsüchtigen deutlich zu, das ist das Ergebnis einer Studie von Konsumforschern an der Zeppelin Universität in Konstanz. Dabei stellte sich auch heraus, dass fast ein Viertel der Befragten mehr einkaufen als eigentlich beabsichtigt. Im Internet lassen sich offenbar viele Nutzer auch von der auf sie abgestimmten Werbung verführen.

Online-Händler nutzen noch einen anderen Trick, um Konsumenten zum Kauf zu verführen: die Höhe der Versandkosten . Bei vielen Anbietern ist der Versand ab einem Einkaufswert von 20 Euro kostenfrei. Folglich gelangt ein Kunde, der sich eine DVD für 15 Euro kaufen möchte, zusätzlich aber drei Euro Versandkosten zahlen soll, schnell zu der Frage, ob er nicht noch einen weiteren Artikel in den Warenkorb legen soll, um die Versandkosten zu sparen. Bretz geht davon aus, dass diese Strategie oft aufgeht, da sie für Kunden und Händler gleichermaßen attraktiv ist.

Neben Spontankäufen könne auch die Bezahlweise zur Überschuldung führen. "Viele Verbraucher bestellen Artikel auf Rechnung, da sie sie dann nicht direkt bezahlen müssen", erläutert Bretz. Verlockend sind zudem Ratenkauf-Modelle, die vor allem bei der Anschaffung teurerer Waren in Anspruch genommen werden. Bei beiden Vorgängen bestehe laut Bretz die Gefahr, dass Verbraucher den Überblick darüber verlieren, wie viel sie sich leisten können. Denn nicht immer wird die Kreditwürdigkeit der Kunden überprüft. "Der Aspekt, im Schutz der Anonymität einkaufen zu können, wirkt zusätzlich enthemmend", sagt Bretz. "Im Netz wird man nicht schief angesehen, wenn man etwas kauft, was man sich eigentlich nicht leisten kann."

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