Dem Stau ein Schnippchen schlagen

Saarbrücken · Statt „Freie Fahrt voraus!“ heißt es im Saarland momentan meist: „Bitte folgen Sie dieser Umleitung!“ Die Sperrung der Autobahn sorgt für viel Gedränge auf den Nebenstraßen. Mit einem Service von Google lassen sich Stauungen immerhin frühzeitig erkennen.

 Rot gefärbte Strecken auf der Karte von Google Maps signalisieren dem Nutzer Stau. Saarbrücken hat einige davon. Grafik: Google

Rot gefärbte Strecken auf der Karte von Google Maps signalisieren dem Nutzer Stau. Saarbrücken hat einige davon. Grafik: Google

Was es bedeutet, wenn eine stark frequentierte Straße auf einmal nicht mehr passierbar ist, müssen viele Saarländer gerade auf die harte Tour erfahren. Die A6, die zentrale Verkehrsader des Saarlandes ist gesperrt. Lkw-Karawanen in beschaulichen Ortschaften und riesige Ampelschlangen sind die Folge.

Pendler, die ihr täglicher Weg in die Landeshauptstadt oder aus ihr heraus führt, können da kaum etwas tun. Außer vielleicht auf die Bahn umsteigen. Wer aber die A6 nur als Zwischenstück auf einer längeren Route nutzt, der hat eine Chance: Wenn er sich rechtzeitig informiert, kann der Autofahrer die kritische Stelle weiträumig umfahren. Bei solchen Manövern, die Zeit und Ärger sparen können, kommt Autofahrern heutzutage die Internet-Technik zu Hilfe: Der Google Maps Service "Verkehrslage" bildet die Situation auf den Straßen nahezu in Echtzeit ab. Möglich machen das Online-Verkehrsinformationen, die auch in den Navigationsgeräten der Oberklasse genutzt werden.

"In den vergangenen vier, fünf Jahren haben sich Online-Verkehrsinformationen zum Schlüsselsystem bei der Navigation entwickelt. Sie haben das Thema in gewissem Sinne revolutioniert", erklärt Axel Kossel, Redakteur beim IT-Fachmagazin c't. Um ein präzises Abbild der Situation auf den Straßen zu gewährleisten, sind Kossel zufolge zwei Faktoren maßgeblich. Erstens brauche man viele Sensoren auf der Strecke, die aktuelle Daten liefern. Sie stammen von den Nutzern selbst: Wer im Einstellungsmenü seines Android-Handys unter dem Punkt "Standort" eine Freigabe aktiviert hat, der sendet über das GPS-Satellitensystem seine Position an Google . Aber auch über die Hersteller der Navigations-Apps oder die Mobilfunk-Anbieter könnten die Daten zu Google gelangen, sagt Kossel.

Aus den gesammelten Informationen könne dann ein realistisches Lagebild berechnet werden: "Der zweite Punkt ist ein guter Algorithmus. Der muss möglichst viele Informationen verarbeiten und dabei gleichzeitig schnell und genau sein", so Kossel. Ziel sei es, Fahrzeiten für Routen so exakt wie möglich im Voraus zu berechnen. "Dazu reicht es nicht zu wissen, wo ein Stau ist, ich muss auch wissen, wie lange die Autos stehen. Diese Information können am besten Autos liefern, die tatsächlich dort sind."

So setzt Google dann seine Karte mit der aktuellen Verkehrslage zusammen. Die Darstellung ist denkbar einfach: Grüne Strecken bedeuten freie Fahrt, orange Strecken erhöhtes Verkehrsaufkommen; bei Stau ist die Strecke dunkelrot gefärbt. Damit reiche oft schon ein kurzer Blick auf das Farbschema einer Route, um zu erfahren, ob sich ein Umweg lohnt, meint Kossel. Und der Service habe inzwischen eine hohe Qualität erreicht: "In den Anfangszeiten konnte Google einen Parkplatz nicht von einem Stau unterscheiden. Heute werden sogar die innerstädtischen Verkehrsbehinderungen wiedergegeben."

Online-Verkehrsinformationen machen Navigationsapps für Nutzer attraktiv. Welche Nachteile mit diesem Verfahren drohen können, zeigt ein Fall, der im Jahr 2011 für Aufsehen sorgte: Der Navi-Hersteller TomTom hatte Nutzerdaten an die niederländische Polizei verkauft. Diese nutzte sie, um an geeigneten Stellen Radarfallen aufzustellen.

google.de/maps

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