Diskretion ist bei Postboten Pflicht

Weingarten · Fachkräfte für Kurier-, Express- und Postdienstleistungen sorgen dafür, dass Karten und Pakete pünktlich ankommen. Dafür müssen sie bei Wind und Wetter auf die Straße – und gut rechnen können.

Unzählige Briefe und Päckchen werden täglich in Deutschland verschickt. Um die rechtzeitige Zustellung kümmern sich Fachkräfte für Kurier-, Express- und Postdienstleistungen (KEP). Die 19-jährige Bianca Hass macht eine Ausbildung beim privaten Briefdienstleister Südmail in Weingarten. Ob Innendienst oder unterwegs bei der Zustellung, was zählt, sind Zuverlässigkeit und Schnelligkeit. Sendungen wie Briefe oder Pakete sortiert Haas zügig nach Zustellungsbezirk und Größe und bereitet sie für den weiteren Versand vor. Die Postboten entscheiden dann, in welcher Reihenfolge die Sendungen zugestellt werden.

"KEP-Fachkräfte haben viel Umgang mit Kunden. Gerade diese Kontakte machen mir besonders viel Spaß im Alltag", erzählt Haas. Sie ist eine von deutschlandweit jährlich rund 1500 jungen Frauen und Männern, die eine Ausbildung zur KEP-Fachkraft aufnehmen. "Rund 90 Prozent der Azubis in unserer Branche lernen bei der Deutschen Post AG, der Rest bei privaten Dienstleistern wie Süd- oder Pinmail", erklärt Manfred Lein. Er ist Geschäftsführer beim Bundesverband der Kurier-Express-Post-Dienste.

Die Ausbildung dauert zwei Jahre. Jugendliche lernen in dieser Zeit im Unternehmen und in der Berufsschule. Bewerber sollten mindestens einen Hauptschulabschluss vorweisen können und kontaktfreudig sein. "Daneben müssen die künftigen Fachkräfte Organisationstalent haben", erklärt Lein. Schließlich arbeiten sie im Außendienst weitestgehend selbstständig. Bewerber sollten außerdem körperlich belastbar sein. "Es kann sein, dass KEP-Fachkräfte bis zu 90 Kilogramm schwere Taschen mit Sendungen an ihren Fahrrädern haben", sagt Thorsten Kühn. Er betreut den Bundesfachbereich Postdienste bei der Gewerkschaft Verdi. Die Sendungen müssen sie zustellen - bei Wind, Regen und Schnee.

Gute Mathematik-Kenntnisse sind in dem Beruf erwünscht. KEP-Fachkräfte nehmen etwa bei der Übergabe von Nachnahme-Sendungen an Kunden auch Zahlungen entgegen, die sie später in ihrem Unternehmen abrechnen müssen. "Absolute Diskretion seitens des Zustellers ist unabdingbar", erzählt Lein.

Bei der Bezahlung gibt es innerhalb der Branche beträchtliche Schwankungen. "Je kleiner der Betrieb, desto geringer die Bezahlung", erzählt Kühn. Zum Teil werden auch Dumpinglöhne gezahlt - ein Thema, das im vergangenen Jahr in der Öffentlichkeit nach einer Reportage des Journalisten Günter Wallraff für Diskussionen sorgte. "Bei manchen Arbeitgebern kommt eine KEP-Fachkraft auf einen Stundensatz von gerade mal sechs Euro", sagt Kühn.

Wer mit der zweijährigen Ausbildung zur KEP-Fachkraft fertig ist, kann bei einem guten Notenspiegel noch ein drittes Jahr dranhängen und sich zum Kaufmann oder zur Kauffrau für Kurier-, Express- und Postdienstleistungen fortbilden. Die Fachkräfte arbeiten später vor allem im Innendienst und kümmern sich dann hauptsächlich um Aufgaben innerhalb der Unternehmensverwaltung.

Zum Thema:

Auf einen BlickFachkräfte für Kurier-, Express- und Postdienstleistungen sortieren Sendungen, planen die Zustellfolge, stellen Sendungen zu und beraten Kunden. Die Ausbildung dauert zwei Jahre, die Ausbildungsvergütung liegt nach Angaben der Bundesagentur für Arbeit bei 717 Euro brutto monatlich im ersten und 792 Euro im zweiten Lehrjahr. Das spätere monatliche Einstiegsgehalt wird mit 2000 bis 2500 Euro brutto beziffert.Weitere Infos im Internet unter bdkep.de und www.biek.de, www.bdbk-online.de, www.spediteure.de. hei

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort