Nein, also ja, also gut, aber…

Es gibt kaum ein Ereignis, das derart viel Potenzial für Motztiraden und Wutanfälle bietet wie so eine bevorstehende Wahl. Los geht's bei den Plakaten: Visuelle Einschlafhilfen mit metergroßen Köpfen und laschen Gaga-Slogans à la „Bei dieser Wahl gibt's was zu wählen“, die frühzeitig Politikverdrossenheit ankurbeln.

Meist gehörter Satz dazu: "Ich kann diese Visage nicht mehr sehen." Beim abendlichen Zappen durch die rund acht Millionen Talkshows, in denen neben Trittin und Altmaier - die hocken echt überall rum - weitere Volksvertreter mit rosig geschminkten Bäckchen in die Kameras lächeln, geht der Ärger weiter: "Nein…also ja…also gut, das haben wir in den letzten Jahren zwar nicht erreicht, steht aber ganz oben auf unserer Agenda. Und überhaupt: Rente, Steuern, Euro, Klimadingsbums." Und täglich grüßt das Murmeltier, kommt es einem in den Sinn, oder ganz knapp: "Dummschwätzer!" Und dann ist Wahlabend. Mal gewinnen die einen ("Die schon wieder"), mal verlieren die anderen ("Geschieht denen recht"), was zum immer gleichen Fazit führt: "Die machen's auch nicht besser." Und worüber sollen wir uns bitte nach Sonntag aufregen? Die Wahl ist dann vorbei, die Plakate werden in nicht mal sieben Monaten auch nicht mehr hängen, in den Talkshows ist wieder Platz für Til Schweiger und irgendeinen von der Kelly Family (neben Trittin und Altmaier, versteht sich, die wird man so schnell nicht los), und besser wird auch nichts. Aber schlechter. Und zwar das Wetter. Verlässlicher Lieferant für Aufreger an 365 Tagen im Jahr. Denn mal ganz im Ernst: Es ist ja wohl viel zu warm für diese Jahreszeit!

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