Klangliche Opulenz und romantische EmphaseSchörkellos, transparent, reizvoll und lyrisch

Fraulautern. Bevor Beethoven sich an die Streichquartette wagte, soll er die großen Meister dieser Gattung, vor allem Haydn, studiert haben. Ihm soll bewusst gewesen sein, dass ein Streichquartett etwas Außergewöhnliches vorweisen musste. Die Stimmführer der Berliner Philharmoniker, die sich 1985 zum Philharmonia Quartett Berlin zusammen taten, nahmen sich des letzten Quartetts op

Fraulautern. Bevor Beethoven sich an die Streichquartette wagte, soll er die großen Meister dieser Gattung, vor allem Haydn, studiert haben. Ihm soll bewusst gewesen sein, dass ein Streichquartett etwas Außergewöhnliches vorweisen musste. Die Stimmführer der Berliner Philharmoniker, die sich 1985 zum Philharmonia Quartett Berlin zusammen taten, nahmen sich des letzten Quartetts op. 18, des sechsten in B-Dur, an. Meisterlich die Darbietung der vier renommierten Streicher. Meisterhafte StreicherNeben Daniel Stabrawa, Primarius des Kammermusik-Ensembles und Erster Konzertmeister der Philharmoniker, Christian Stadelmann, Erster Stimmführer der zweiten Violinen, Neithard Resa, erster Solo-Bratscher, und Jan Diesselhorst. Er gehört seit über 30 Jahren der Cellistengruppe an. Den perfekt aufeinander eingestimmten Streichern gelang es, die über 80 Besucher von der Güte dieser Komposition zu überzeugen. Ihre Interpretation berücksichtigte das Romantische bei Beethoven ebenso wie seine Klassizität, sie geriet klanglich ebenso reizvoll wie geschliffen. Auch im Streichquartett Nr. 1 von Erwin Schulhoff (1894-1942) schafften die technisch versierten Musiker kontrolliert entfesselt den Spagat zwischen der analytischen Darstellung des Werks und ihrem interpretatorischen Anspruch. Das Publikum zeigte sich nicht nur überrascht, es war fasziniert von der Umsetzung, den gekonnt eingesetzten Stricharten, die vom Legato bis hin zum Martellato und Spiccato reichten. Mitunter entstanden geradezu sphärische Klänge. Schulhoff hatte nach dem Ersten Weltkrieg als Klavierlehrer in Saarbrücken gewirkt.Publikum fasziniert Das i-Tüpfelchen auf das bereits in der Pause hoch gelobte Konzert setzte das "Philharmonia Quartett Berlin" in Begleitung des angesehenen Pianisten Ramzi Yassa - eine Formation, wie man sie sich vorteilhafter kaum wünschen könnte. Sie begeisterten mit dem Klavierquintett f-Moll op. 34 von Johannes Brahms, das zu den schönsten Werken der Kammermusikliteratur gehört. In Sekundenbruchteilen vermochte sich das Ensemble auf neue Stimmungen und Emotionen einzustellen. Auf schnörkellose Weise entstand ein schlanker, transparenter Klang von lyrischer Schönheit, der vor allem in den Solokantilenen der einzelnen Musiker zum Tragen kam. Aber auch die dramatischen Stimmungen wurden mit Tiefe und Intensität vermittelt. Dabei ließ Yassa seinen Streicherkollegen mindestens so viel Spielraum sich zu entfalten wie sich selbst. Nicht nur das drängende Tempo, mehr noch die Kontraste von Fortissimo-Ausbrüchen und plötzlichem Innehalten ins Pianissimo erzeugten in den schnellen Sätzen die Spannung. Schließt man von der Musik auf die Gemütslage ihres Schöpfers, und denkt man sich deren Adressatin hinzu, kann die Liebe zwischen Johannes und Clara (Schumann) nicht immer fröhlicher Natur gewesen sein.

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