„Saarland braucht mehr Bildung“

Saarbrücken · Die Arbeitskammer fordert die Landesregierung und die Saar-Wirtschaft zu zusätzlichen Anstrengungen in der Bildung auf. Insbesondere sozial benachteiligte Menschen müssten besser betreut werden. Dies sei der beste Beitrag zur Bekämpfung des Fachkräftemangels.

. Das Problem beginnt weit unten an der Basis. Wie soll man junge Menschen dazu bringen, sich den Wecker zu stellen und regelmäßig zu einer Ausbildung oder einem Arbeitsplatz zu gehen, wenn sie ein solches Sozialverhalten nicht einmal von ihren Eltern kennen? Sozialarbeiter an der Saar sprechen häufig von Fällen, in denen Jugendliche sogar daheim abgeholt werden müssen. Die Arbeitskammer (AK) will sich mit solchen Zuständen nicht abfinden. Viele dieser Jugendlichen könnten mit einer professionellen Betreuung erreicht und auch für den Arbeitsmarkt gewonnen werden, ist der Vorstandsvorsitzende der Arbeitskammer, Hans Peter Kurtz, überzeugt.

Mit professioneller Hilfe, etwa durch Sozialarbeiter , könne man ihnen Werte wie Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit vermitteln. Das sei günstiger als Arbeitslosigkeit zu finanzieren, setze aber den Willen des Landes voraus, mehr in professionelle Hilfe zu investieren. Die Arbeitskammer fordert in ihrem 300 Seiten umfassenden Jahresbericht an die Landesregierung diese auf, nicht an der Bildung zu sparen.

Die Ausgangsvoraussetzungen seien "katastrophal", so Kurtz. 30 Prozent eines Jahrgangs fänden keinen Einstieg in den Beruf, 40 Prozent der Jugendlichen im Handwerk lösten vorzeitig ihre Ausbildungsverträge auf. Und nur noch rund 28 Prozent der Betriebe an der Saar bildeten überhaupt noch aus. Besonderen Handlungsbedarf sieht die Kammer an den Berufsschulen . Diese seien chronisch unterfinanziert. Generell gehöre "das Saarland zu den Bundesländern mit den geringsten Ausgaben für berufliche Schulen. Geringere Ausgaben hat nur noch Mecklenburg-Vorpommern." Es sei dringend erforderlich, mehr junge Lehrer an den saarländischen Berufsschulen einzustellen, zumal ein Großteil der älteren Lehrer mittlerweile im Umgang mit problematischen Schülern völlig überfordert sei. Auch im Handwerk seien viele Ausbilder in kleinen Betrieben offensichtlich dem Umgang mit jungen Auszubildenden nicht gewachsen. Kurtz äußert Verständnis dafür, dass Ein- oder Zwei-Mann Betriebe oft Probleme haben, gleichzeitig die Erledigung von Aufträgen und eine optimale Ausbildung zu organisieren. Gerade für Kleinbetriebe empfehle es sich daher, wieder stärker auf das Modell der Verbundausbildung zurückzugreifen, in der sich mehrere Unternehmen die Vermittlung von Ausbildungsinhalten teilen. Das Land müsse auch eine professionellere Begleitung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund vor und während der Ausbildung schaffen, um sie als Fachkräfte zu gewinnen. Nur mit mehr Ausbildung könne die Saar-Wirtschaft das Problem des Fachkräftemangels lösen. Zudem rät Kurtz, alle Institutionen systematischer zusammenzubringen, die sich mit Berufsberatung befassen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort