EU-Umfrage zur Zeitumstellung Die Frage der Zeit endet mit einem Rekord

Brüssel · 4,6 Millionen Bürger machten mit bei der EU-Abstimmung zur Sommerzeit. Jetzt wird ausgewertet.

Es ist ein weiterer Rekordwert dieses Sommers: Rund 4,6 Millionen EU-Bürger haben sich an der Abstimmung über die künftige Zeitzone in Europa beteiligt. Dies gab die Brüsseler EU-Kommission am Freitag nur wenige Stunden nach dem Ende des Online-Votums bekannt. Im Vergleich zu anderen öffentlichen Befragungen sei dies ein Spitzenwert, betonte ein Sprecher der Behörde. Seit Anfang Juni konnten die Bürger im Internet abstimmen, ob sie an der jährlich zweimaligen Umstellung der Uhren auch in Zukunft festhalten wollen – und falls nicht, ob sie eher die winterliche Normalzeit oder die Sommerzeit in allen 28 Mitgliedstaaten haben möchten.

In den folgenden Wochen wollen die Experten in Brüssel die Ergebnisse auswerten. Dabei war schon vorher klar, dass das Ergebnis, aber auch die eingereichten Informationen, lediglich zur Meinungsbildung beitragen. Denn die EU ist ein kompliziertes Gebilde. Sie umfasst derzeit drei unterschiedliche Zeitzonen, künftig soll es möglichst nur noch eine sein – vor allem mit Blick auf den Binnenmarkt. Doch noch ist unklar, ob beispielsweise die nördlichen und südlichen Mitgliedstaaten einen gemeinsamen Nenner finden. Wenn es um die optimale Nutzung der Helligkeit geht, haben Lissabon und Stockholm unterschiedliche Auffassungen. Dennoch deutete sich bereits im Verlauf der Befragung an, dass die Mehrheit der EU-Regierungen offenbar ebenfalls eine einheitliche Zeit für das ganze Jahr befürwortet – und dabei die heutige Sommerzeit bevorzugt.

Bis dahin aber dürfte es noch dauern. Wie die Kommission betonte, will sie nach der Auswertung weitere Studien zu Rate ziehen, ehe ein konkreter Gesetzgebungsvorschlag präsentiert wird. Diesen müssten dann alle Mitgliedstaaten und das Europäische Parlament billigen – eventuell auch die nationalen Volksvertretungen. Hoffnungen auf eine schnelle Änderung sind verfrüht. Sollte die Internet-Abstimmung eine Mehrheit für die Abschaffung des Uhrendrehens ergeben haben und die EU dem folgen, dürfte es noch mindestens zwei Jahre bis zu einer Neuregelung dauern.

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