Die Anklage lautet auf Mord

Berlin · Immer wieder werden Menschen bei illegalen Autorennen in Innenstädten verletzt oder getötet. Oft kommen die Fahrer mit recht niedrigen Strafen davon. Die Berliner Staatsanwaltschaft will das jetzt ändern.

 Illegale Autorennen enden oft tödlich – für Unbeteiligte, wie hier in Köln. Foto: berg/dpa

Illegale Autorennen enden oft tödlich – für Unbeteiligte, wie hier in Köln. Foto: berg/dpa

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Das Unfallopfer hatte keine Überlebenschance. Mit mehr als 160 Kilometern in der Stunde rasen zwei Sportwagen in der Nacht zum 1. Februar durch die Innenstadt Berlins. Die Fahrer liefern sich ein Rennen - werden Ermittler später herausfinden. Zwischen der Gedächtniskirche und dem Luxuskaufhaus KaDeWe passiert der Crash. Einer der Sportwagen rammt gegen 0.40 Uhr einen kleinen Geländewagen. Dessen 69-jähriger Fahrer stirbt. Der zweite Fahrer kann ausweichen, prallt mit seinem Sportwagen aber von einer Begrenzungsmauer ab und wird durch die Luft in die Mitte des Boulevards geschleudert. Die beiden Raser (24 und 26 Jahre) werden nur leicht verletzt. Aufgerüttelt durch zahlreiche ähnliche Unfälle in verschiedenen deutschen Städten machte die Berliner Justiz nun ernst. Die Anklage lautet: Mord . Mehr Härte geht im deutschen Strafrecht nicht. Offenbar will die Staatsanwaltschaft damit auch ein Zeichen setzen. Die Angeklagten könnten zu langen Haftstrafen verurteilt werden.

Zur Begründung des Mordvorwurfs, der an bestimmte juristische Voraussetzungen geknüpft ist, hieß es von der Staatsanwaltschaft : Die mutmaßlichen Raser hätten tödliche Folgen billigend in Kauf genommen. Sie hätten gemeingefährlich und aus niedrigen Beweggründen gehandelt. Ob das Gericht der Argumentation folgt, wird sich zeigen. Techniker konnten wohl aus den elektronischen Daten der Autos recht genau die Geschwindigkeiten bei dem illegalen Rennen und dem Aufprall auslesen. Zeugen berichteten zudem von vielen roten Ampeln, die die Männer auf dem Ku'damm überfahren hatten. Besonders die extrem hohe Geschwindigkeit führte wohl zu dem Mordvorwurf.

Illegale Autorennen hatten schon öfter tödliche Folgen. In Berus bei Überherrn starb Anfang August einen 14-Jährige, als ein 22-Jähriger in eine Gruppe Jugendlicher fuhr. Zeugen zufolge soll sich der Unglücksfahrer zuvor ein Rennen mit einem anderen Autofahrer geliefert haben.

Viele Fahrer bei den Rennen gehören zur sogenannten Tuningszene - sie motzen gerne ihre Wagen auf. Die Rennen ergeben sich zufällig beim Warten an Ampeln oder nach Verabredungen. Der Trainingsparcour der Raser ist die Playstation, ihre Helden entstammen der Kinoserie "The Fast and the Furious" mit den Themen Autos, Waffen und Frauen. Im Computer und im Kino enden die Unfälle selten tödlich. In der Wirklichkeit ist das anders. Der Star der Filme starb 2013 bei einem Autounfall.

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