Wettrennen der Mond-Mobile

Saarbrücken. "Ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein großer für die Menschheit." Mit diesen Worten betrat vor 39 Jahren Neil Armstrong als erster Mensch den Erdtrabanten. Damals glaubten viele Amerikaner, eines Tages selbst Urlaub in einem Mond-Hotel machen zu können. Daraus wurde nichts

Saarbrücken. "Ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein großer für die Menschheit." Mit diesen Worten betrat vor 39 Jahren Neil Armstrong als erster Mensch den Erdtrabanten. Damals glaubten viele Amerikaner, eines Tages selbst Urlaub in einem Mond-Hotel machen zu können. Daraus wurde nichts. Das Apollo-Projekt war Teil des Kalten Krieges, und nachdem das Rennen zwischen den USA und der UdSSR entschieden war, geriet der Erdbegleiter in Vergessenheit.

Nun will die amerikanische X-Prize-Stiftung den Mond als Ziel für Weltraumreisen neu ins Gespräch bringen und hat ein neues Wettrennen zum Erdtrabanten ausgerufen. 20 Millionen Dollar soll das Team bekommen, das bis Silvester 2012 einen Roboter auf dem Mond landet, der dort mindestens 500 Meter weit fährt und Bilder überträgt.

Die Stiftung sieht sich in der Nachfolge des französischen Hoteliers Raymond Orteig, der 1919 ein Preisgeld von 25000 Dollar demjenigen versprach, der als erster nonstop von New York nach Paris fliegt. 1927 gewann Charles Lindbergh den Preis. Es war der Beginn der kommerziellen Luftfahrt.

Im Jahr 1996 wurde die X-Prize-Stiftung weltweit durch einen ähnlichen Wettbewerb bekannt. Sie versprach zehn Millionen Dollar dem Konstrukteur des ersten Privatraumschiffs, das innerhalb von 14 Tagen zweimal in den Weltraum fliegt. Vor vier Jahren gewann ein Team des Flugzeugbauers Burt Rutan und des Microsoft-Mitgründers Paul Allen den Wettbewerb. Es war der Startschuss für den kommerziellen Weltraumtourismus, der im nächsten Jahr beginnen soll.

Seit September 2007 läuft nun ein dritter Wettbewerb: der von der Internet-Suchmaschine Google gestiftete Lunar-X-Prize. 14 Teams nehmen am Wettrennen zum Mond teil, zwei Drittel aus den USA. Zu den Titel-Anwärtern zählt das Astrobotic-Team, das Erfahrungen von Roboter-Experten der Carnegie Mellon Universität (Pittsburgh) und des Hightech-Unternehmens Raytheon vereint. Das Team will das erste sein, das die Fußspuren von Neil Armstrong und Edwin Aldrin auf dem Mond fotografiert. Die Ingenieure setzen auf autonome Roboter, die sich per Kameras selbst orientieren.

Spinnen und Bälle

Damit unterscheidet sich ihr "Red Rover" grundsätzlich von den ersten Mond-Robotern, die Anfang der siebziger Jahre die damalige UdSSR zum Mond schickte. Die Lunochod-Fahrzeuge wurden von der Erde per Funk gesteuert und legten eine Strecke von fast 50 Kilometern zurück.

Auch ein italienisches Team um Professor Amalia Ercoli-Finzi vom Polytechnikum in Mailand setzt auf die künstliche Intelligenz von Robotern. Die Ingenieure arbeiten an kleinen Roboterspinnen, die ihr Vorankommen koordinieren werden. Ein rumänisches Forscherteam um den Roboter-Enthusiasten Bogdan Sburlea von der TU Bukarest hat einen von Raketendüsen angetriebenen Ball konstruiert, der durch die Mond-Karpaten rollen soll.

"Über 560 Vorschläge aus 53 Nationen sind innerhalb von sechs Monaten nach der Ausschreibung bei uns eingegangen", erklärte Peter Diamandis von der X-Prize-Stiftung. Reich dürfte keiner von ihnen durch den Wettbewerb werden. Die 20 Millionen Dollar Preisgeld für den Sieger werden kaum die Entwicklungskosten decken. Die bislang billigste Mondsonde, der 1998 gestartete "Lunar Prospector", kostete satte 63 Millionen Dollar. Investoren in kommerzielle Weltraumfahrzeuge setzen darauf, die Entwicklungskosten über den Raumfahrt-Tourismus wieder hereinzubekommen. Doch beim Roboterwettrennen zum Mond sieht das anders aus. Aktivitäten zur Entwicklung einer Mond-Wirtschaft sind bisher reine Gedankenspiele. Aber das muss ja nicht so blieben. "Künftige Generationen werden den Google Lunar X-Preis als Wendepunkt im 21. Jahrhundert betrachten", verspricht Robert Richards, Gründer der International Space University, einer von der Raumfahrtindustrie finanzierten Elite-Hochschule. Vielleicht behält er ja sogar recht.

Hintergrund

Die X-Prize-Foundation, die das Roboterwettrennen zum Mond ausgerufen hat, ist eine private Organisation zur Förderung der Wissenschaft in den USA. Neben dem jetzt von der Suchmaschine Google ausgeschriebenen X-Prize gibt es eine Reihe weiterer Wettbewerbe zu anderen Themen.

 Mini-Mondmobil: Die unbemannten Rover passen auf einen Tisch. Sie sind deutlich kleiner als die Vorbilder der Apollo-Ära. Foto: np

Mini-Mondmobil: Die unbemannten Rover passen auf einen Tisch. Sie sind deutlich kleiner als die Vorbilder der Apollo-Ära. Foto: np

lunarxprize.org

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