Wulff geht: Kommt jetzt eine Frau?Merkel zollt Wulff RespektSeehofer übernimmt Präsidenten-Aufgaben Auch Töpfer als Kandidat im Gespräch

Berlin/Saarbrücken. 20 Monate im Amt, zwei Monate unter Dauerfeuer - und dann das Aus: Bundespräsident Christian Wulff ist gestern zurückgetreten und hat damit den Weg für strafrechtliche Ermittlungen gegen ihn freigemacht

Berlin/Saarbrücken. 20 Monate im Amt, zwei Monate unter Dauerfeuer - und dann das Aus: Bundespräsident Christian Wulff ist gestern zurückgetreten und hat damit den Weg für strafrechtliche Ermittlungen gegen ihn freigemacht. "Ich habe Fehler gemacht, aber ich war immer aufrichtig", sagte der 52-Jährige, der wegen eines privaten Hauskredits, seiner Drohungen gegenüber Medien und zuletzt wegen seiner Kontakte zum Film-Manager David Groenewold in der Kritik stand. Nach Horst Köhler im Mai 2010 ist es das zweite Mal in zwei Jahren, dass ein deutsches Staatsoberhaupt zurücktritt.Kanzlerin Angela Merkel (CDU) kündigte an, über die Parteigrenzen hinweg nach einem Nachfolger zu suchen. Noch am Freitagabend war ein erstes Treffen mit CSU und FDP angesetzt. Am Wochenende sollen auch SPD und Grüne eingebunden werden, nur die Linkspartei soll außen vor bleiben. Ein neuer Bundespräsident muss bis zum 18. März gewählt sein, einen Favoriten gibt es nicht. Allerdings wurde mehrfach der Ruf nach einem weiblichen Staatsoberhaupt laut. "Die Zeit ist reif für eine Frau - überreif!", sagte die stellvertretende CSU-Generalsekretärin Dorothee Bär. Für eine Nachfolge von Wulff kommen Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne), Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) und die zurückgetretene evangelische Bischöfin Margot Käßmann in Betracht. Als aussichtsreiche Kandidaten gelten zudem Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU), SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier, der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Andreas Voßkuhle, sowie der frühere DDR-Bürgerrechtler Joachim Gauck.

Die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) bezeichnete Wulffs Rücktritt als "notwendigen Schritt". SPD-Landeschef Heiko Maas sagte mit Blick auf die Personalauswahl der Bundeskanzlerin: "Frau Merkel hat es zum zweiten Mal vergeigt." > Seite A 2, A 3, A 6: Berichte, A 4: Meinung dpa/epd/red

Berlin. Bundeskanzlerin Angela Merkel hat am Freitag mit Bedauern auf den Rücktritt von Christian Wulff reagiert. Zugleich dankte sie dem scheidenden Bundespräsidenten für sein Wirken und zollte ihm Respekt. Er und seine Frau hätten Deutschland im In- und Ausland würdig vertreten, sagte Merkel. dapd

Saarbrücken. Als möglicher Nachfolger von Christian Wulff gilt auch der frühere Leiter des UN-Umweltprogramms und Ex-Umweltminister Klaus Töpfer. Der 73-Jährige war von 1990 bis 1995 Landeschef der Saar-CDU, als Spitzenkandidat unterlag er 1990 und 1994 Oskar Lafontaine. red

München. Mit dem Rücktritt von Bundespräsident Christian Wulff übernimmt Bayerns CSU-Regierungschef Horst Seehofer als derzeitiger Präsident des Bundesrates nun vorübergehend auch die Funktion des Staatsoberhaupts. Wichtigste Aufgabe ist die Unterschrift unter neue Gesetze. dpa

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