Wie Minister Niebel die Armut in Afrika bekämpfen will

Saarbrücken. Die Hungerkatastrophe in Afrika zeigt es wieder: Die internationale Gemeinschaft handelt immer erst, wenn es (fast) zu spät ist. Dirk Niebel, Deutschlands Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, widerspricht nicht. "Genau deshalb" hat der FDP-Mann, als er Minister wurde, das System der Entwicklungshilfe umgebaut

 Minister Niebel gestern in der SZ-Redaktion. Foto: D. Schmitz-Hussong

Minister Niebel gestern in der SZ-Redaktion. Foto: D. Schmitz-Hussong

Saarbrücken. Die Hungerkatastrophe in Afrika zeigt es wieder: Die internationale Gemeinschaft handelt immer erst, wenn es (fast) zu spät ist. Dirk Niebel, Deutschlands Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, widerspricht nicht. "Genau deshalb" hat der FDP-Mann, als er Minister wurde, das System der Entwicklungshilfe umgebaut. "Entwicklung ländlicher Räume" heißt seine Kernbotschaft, auch beim Besuch in der SZ-Redaktion.Eigentlich hatte der Minister sein Ministerium ja abschaffen wollen. Doch dafür fand sich keine Mehrheit. Die FDP und Niebel mussten sich entscheiden: Weitermachen wie immer - oder es besser machen. Glaubt man Niebel, dann ist vieles besser geworden. Nicht nur, dass Export-Weltmeister China keine Entwicklungshilfe mehr bekommt. Vor allem hat Niebel in seinem Ressort die wirtschaftlichen Interessen Deutschlands stärker in den Fokus gerückt. "Die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft hat es immer gegeben", sagt er: "Nur wurde das früher unter der Ladentheke gehandelt, weil es vermeintlich nicht schick gewesen ist." Niebel findet: "Die Kooperation mit der Wirtschaft ist zentrale Voraussetzung für nachhaltige Armutsbekämpfung." Er rühmt sich, diesen Zusammenhang "aus der Schmuddelecke rausgenommen" zu haben.

Auch zum Wohle Afrikas. Niebel hat die Hoffnung nicht aufgegeben, dass sich etwas zum Guten wendet im besonders von Hunger und Not betroffenen Somalia. Aber: "Um die Situation dauerhaft zu verbessern, bedarf es einer strukturierten Entwicklung ländlicher Räume." Das bedeutet: Landwirte ausbilden, besseres Saatgut, höhere Erträge durch bessere Bewässerung und Düngung. "Das ist eine Langfrist-Aufgabe, die in den letzten zehn, 15 Jahren von der internationalen Gemeinschaft, auch von Deutschland, sträflich vernachlässigt wurde", sagt Niebel und meint den Grund zu kennen: "Die Entwicklung ländlicher Räume ist medial schwer zu verkaufen, weil es lange dauert, bis ein Ergebnis sichtbar wird."

Ob sich die Mühe lohnt? Niebel glaubt daran. Auch am Horn von Afrika soll es mit den "rund 100 Millionen Euro Nothilfe" nicht getan sein. "Wir suchen nach einem regionalen Ansatz, wie wir mittelfristig dazu beitragen können, solche Katastrophen zumindest zu minimieren." Dabei hofft er auf die Hilfe afrikanischer und arabischer Staaten: "Das ist die Voraussetzung dafür, dass die deutsche Bevölkerung mit ihrer Spendenbereitschaft nicht nachlässt." Nicht nachlassen dürfe die Staatengemeinschaft zudem bei dem Versuch, einen Dialog mit den Machthabern in Somalia in Gang zu bringen. Ähnlich wie mit gemäßigten Taliban in Afghanistan müsste mit den Al-Schabaab-Milizen das Gespräch gesucht werden. Denn, davon ist Niebel überzeugt: "Es kann dort keine militärische, sondern nur eine politische Lösung geben." tho

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