Was wäre wenn . . . ?

Griechenland hat das Angebot der Eurogruppe ausgeschlagen. Wie geht es nun weiter? Welche Szenarien sind mit welchen Folgen möglich?

Szenario 1: Athen lenkt ein. Wenn Griechenland das Angebot der Eurogruppe annimmt, können bis zu 18 Milliarden Euro an Geldern in den nächsten sechs Monaten fließen. In dieser Zeit müssten Athen und die Euro-Partner dann eine neue Vereinbarung über den Fortgang der Sanierung schaffen. Vorteil: Athen würde vor der Staatspleite bewahrt. Denn in den nächsten Wochen werden bereits erste Verbindlichkeiten fällig. Allerdings müssten Premierminister Alexis Tsipras und seine Koalition den Griechen klarmachen, dass auch die ungeliebten Reformen erst mal weitergehen. Dies wäre aber vielleicht nur eine Übergangsphase. Denn Ende letzten Jahres klangen die Daten aus Athen eigentlich positiv: Zum ersten Mal seit sechs Jahren wuchs die Wirtschaft, der Staat erwirtschaftete einen Primärüberschuss, der Haushalt war ausgeglichen, die Prognosen zeigten nach oben.

Szenario 2: Die Eurogruppe lenkt ein. Es ist das wohl unwahrscheinlichste Szenario, weil es bedeuten würde, dass die Eurogruppe zwar weitere Hilfen zahlt, aber auf Reformen verzichtet, damit die Athener Koalition ihre Ankündigungen wahr machen kann, Renten und Mindestlöhne anzuheben und Tausende entlassener Staatsdiener wieder einzustellen. Außerdem gilt es als ausgeschlossen, dass die übrigen Euro-Länder einem Schuldenschnitt zustimmen, der bedeuten würde, dass die Hilfsgelder weg wären. Allein Deutschland müsste 65 Milliarden abschreiben.

Szenario 3: Es gibt keinen Kompromiss. Viele Beobachter halten es für denkbar, dass Athen sich weiter einem Kompromiss verweigert, weil man glaubt, die Eurogruppe werde das Land schon nicht fallen lassen. Das könnte ein folgenschwerer Irrtum sein. In diesem Szenario geht Athen bereits in den nächsten Wochen das Geld aus. Die Europäische Zentralbank (EZB) hilft nicht mehr, weil sie Athener Staatsanleihen seit dem 18. Februar nicht mehr als Sicherheiten akzeptiert.

Szenario 4: Grexit. Kein Schuldenschnitt, kein frisches Geld, keine Reformen - und parallel dazu das Ausbluten der griechischen Banken. Ein Verbleib in der Euro-Zone ist nicht mehr zu verantworten. Was dann folgt, wollen viele nicht wahrhaben. Wahrscheinlich müsste die Regierung tagelang die Banken schließen, um Abhebungen und Kapitalflucht zu stoppen. Danach gibt es nur noch gestempelte Euro-Scheine zum Wert der neuen Drachme, die Experten bei 25 Cent zu einem Euro sehen. Soziale Unruhen wären die Folge. Ausländische Investoren würden abziehen. Dennoch käme die Währungsunion nicht daran vorbei, aus humanitären Gründen ein Hilfsprogramm aufzulegen.

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