Sonnenaufgang für den Euro

Um 3.23 Uhr war Europa gerettet. Kurz nach acht "gratulierten" bereits Euro und Dax. Der eine sprang über die magische Grenze von 1,40 Dollar, der andere legte binnen weniger Minuten fast 3,5 Prozent zu. Bis Mittag sogar noch mehr. Das gleiche Bild an den internationalen Märkten

Um 3.23 Uhr war Europa gerettet. Kurz nach acht "gratulierten" bereits Euro und Dax. Der eine sprang über die magische Grenze von 1,40 Dollar, der andere legte binnen weniger Minuten fast 3,5 Prozent zu. Bis Mittag sogar noch mehr. Das gleiche Bild an den internationalen Märkten.Fast zehn Stunden lang hatten die europäischen Staats- und Regierungschefs seit Mittwochabend zuerst im Kreis der 27 EU-Mitglieder, anschließend in der Gruppe der Euro-Staaten miteinander gerungen. Am Ende stand fest: Griechenland bekommt einen Schuldenschnitt, die Banken müssen ihr Kapital erhöhen, um anschließend 50 Prozent der Forderungen gegen Athen abzuschreiben. Der Hebel macht aus dem Rettungsschirm ein Finanzinstrument mit über einer Billion Euro Verfügungsmasse. Italien verpflichtet sich zu drastischen Reformen seines überschuldeten Haushalts und die EU-Kommission darf künftig den Mitgliedstaaten noch schärfer auf die Finger klopfen, wenn die unsolide wirtschaften. Schon gestern Mittag rief Präsident José Manuel Barroso seinen Währungskommissar Olli Rehn zum Bewacher der Euro-Zone aus.

"Für uns beginnt heute eine neue Ära", zeigte sich Athens Ministerpräsident Giorgios Papandreou (Foto: afp) in der Nacht erleichtert. "Ich bin zufrieden mit den Ergebnissen", erklärte Bundeskanzlerin Angela Merkel. Und sogar Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy, der mit seinen ursprünglichen Forderungen gescheitert war, meinte: "Die Welt hat heute auf uns geschaut. Wir haben gezeigt, dass wir die richtigen Schlüsse gezogen haben." Das muss sich aber erst noch zeigen.

Über Stunden hinweg traten die Beratungen auf der Stelle, weil die parallel laufenden Verhandlungen mit dem Europäischen Bankenverband IIF nicht vorankamen. Die Banken sollten den Verzicht auf 50 Prozent ihrer Ansprüche "freiwillig" vorlegen, forderten aber immer weiter Sicherheiten, Zusagen und staatliche Garantien. Erst als die Euro-Gipfelrunde ausrichten ließ, man könne Griechenland durchaus in die Pleite schicken, gaben die Banken nach. Denn dann hätten sie nicht nur 50, sondern 100 Prozent der Papiere in den Depots abschreiben müssen.

Auch der umstrittene Hebel kann jetzt kommen. Bis Mitte November werden konkrete Vorschläge ausgearbeitet. Aus 270 Milliarden Euro macht man über eine Billion Euro. Doch noch weiß niemand genau, ob sich ausländische Staatsfonds oder Anleger in eine Zweckgesellschaft mit dem EFSF einbringen oder ob jemand bereit ist, sein Geld mit lediglich 20-prozentiger Absicherung zu investieren. Doch darauf kommt es vielleicht gar nicht an: "Die Spekulanten sollen wissen, dass sie nicht länger auf Staatspleiten setzen sollten, denn im Zweifel haben wir mehr Geld", umriss ein hoher EU-Diplomat das zentrale Signal dieses Gipfels. "Machtvoll" sei man aufgetreten.

Auch gegenüber dem italienischen Regierungschef Silvio Berlusconi. Der musste ein ausgedehntes Reformprogramm für November versprechen, um 2013 wieder einen ausgeglichenen Etat vorlegen zu können. Außerdem sollen EU-Experten den Umbau des italienischen Staates begleiten und überwachen.

Trotzdem war von dem eigentlich erhofften Gefühl, einen großen Befreiungsschlag gelandet zu haben, wenig zu spüren. Zu sperrig scheint vielen die Materie, zu viele Unsicherheiten bleiben. "Es gibt nicht einen Paukenschlag", philosophierte Merkel. "Aber das hier ist ein ganz wichtiges Paket auf dem Weg zu mehr Stabilität und zu einer Stabilitätsunion." "Für uns beginnt heute eine neue Ära."

Griechenlands Ministerpräsident Giorgios Papandreou

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