"Müssen mit Ratschlägen vorsichtig sein"

Italien hat einen Bankrotteur, nämlich Berlusconi, und einen Gaukler, nämlich Grillo, gewählt. Was ist faul im Staate Italien?Mißfelder: Die Bezeichnungen mache ich mir nicht zu eigen. Aber ich glaube, die italienischen Wähler wollten zeigen, dass sie sich von außen nichts vorschreiben lassen. Ganz ähnlich war es in Griechenland

Italien hat einen Bankrotteur, nämlich Berlusconi, und einen Gaukler, nämlich Grillo, gewählt. Was ist faul im Staate Italien?

Mißfelder: Die Bezeichnungen mache ich mir nicht zu eigen. Aber ich glaube, die italienischen Wähler wollten zeigen, dass sie sich von außen nichts vorschreiben lassen. Ganz ähnlich war es in Griechenland. Wir müssen deshalb mit Ratschlägen und Bewertungen von außen vorsichtig sein. Das kann zu heftigsten Gegenreaktionen führen.

Herrscht in Italien eine Kopf-in-den-Sand-Haltung? Will man einfach nicht sehen, dass gespart und die Wirtschaft reformiert werden muss?

Mißfelder: Aus deutscher Perspektive sieht das so aus. Die italienische Sicht der Dinge ist etwas anders: Die Italiener sind der festen Überzeugung, dass sie das Notwendige schon getan haben. In Italien, aber auch in anderen Krisenländern sind die Bürger der Meinung, dass die Grenze des Unerträglichen längst überschritten ist. Hier klaffen die Wahrnehmungen in Europa weit auseinander.

Kommt die Euro-Krise jetzt zurück?

Mißfelder: Sie war noch gar nicht überwunden. Nur weil eine leichte Beruhigung eingetreten ist, bedeutet das noch nicht das Ende der Krise.

Europa bietet ein tolles Bild: Großbritannien will austreten, Italien ist regierungsunfähig, Spanien steht vor massiven ökonomischen Problemen. Das sind drei große Staaten. Dazu Frankreich, wo es auch nicht rundläuft. Wer soll diesem Kontinent vertrauen?

Mißfelder: Europa befindet sich nicht nur in einer Verschuldungskrise, sondern ganz klar auch in einer Institutionen-Krise. Zwar ist das europäische Projekt für die Bürger nach wie vor attraktiv; sie genießen die Vorteile. Aber die Institutionen, der Europäische Rat, das Parlament, die EZB, haben kein hohes Ansehen. Kaum eine Hauptstadt der Welt ist so fern von den Bedürfnissen der Bürger wie Brüssel.

Foto: Weißbrod/dpa

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