Große Probleme im Land, große Koalition im Landtag

Während draußen dichte Schneeschauer über den Sendegebäuden auf dem Saarbrücker Halberg niedergingen, fröstelte im Fernsehstudio 2 Saar-Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer: "Das ist ganz schön kühl hier", sagte die CDU-Chefin und rieb sich die Hände. Ihr war offenbar auch während des gestrigen Saartalks von SR und SZ nicht richtig warm geworden

Während draußen dichte Schneeschauer über den Sendegebäuden auf dem Saarbrücker Halberg niedergingen, fröstelte im Fernsehstudio 2 Saar-Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer: "Das ist ganz schön kühl hier", sagte die CDU-Chefin und rieb sich die Hände. Ihr war offenbar auch während des gestrigen Saartalks von SR und SZ nicht richtig warm geworden. Zum Frösteln hatte Kramp-Karrenbauer, im dunklen Blazer mit pinkfarbenem T-Shirt darunter, eigentlich keinen Grund. Denn ihr Nebenmann, SPD-Chef Heiko Maas, ließ ebenso wie sie keinen Zweifel daran, dass das Saarland nach der Landtagswahl von einer großen Koalition regiert wird. Bei den zu ergänzenden Halbsätzen, die SR-Chefredakteur Norbert Klein und SZ-Chefredakteur Peter Stefan Herbst formulierten, sagten beide unisono, dass sie bei einem Wahlsieg ihres Gegenübers ihre Partei bitten werden, in Gespräche über eine große Koalition einzusteigen. Maas goss die Basis der großen Koalition in Stahlbeton: "Die große Koalition kommt wegen der großen Probleme in diesem Land."Den Stahlbeton für die große Koalition hatte Maas bereits bei den Fragen von Herbst und Klein nach möglichen anderen Koalitionen mit der Linken oder den Grünen angerührt. Auf die Frage, ob er sich am Wahlabend eine Situation vorstellen könne, in der er noch einmal über Rot-Rot nachdenke, antwortete Maas schlicht: "Nein." Um nachzulegen, dass mit den Linken wegen deren Ablehnung der Schuldenbremse kein Staat zu machen sei. Noch härter ging Maas, in grauem Anzug, weißem Hemd und blauer Krawatte, mit den Grünen ins Gericht, denen es bei ihren neuen Avancen an die SPD "nur um die nackte Existenz" gehe.

Die in den Talk eingespielte Frage einer Bürgerin, ob nicht der strikte Nichtraucherschutz im Saarland wieder gelockert werden könnte, geriet zur Steilvorlage für Maas. Während Kramp-Karrenbauer etwas staatsmännisch steif antwortete, dass die Linken das Thema in der morgigen Landtagssitzung populistisch auf die Tagesordnung gesetzt hätten und sie für eine Prüfung nach den Wahlen plädiere, schoss Maas, bekannt als Kicker der SPD-Elf "Rote Hosen", den Ball ins Netz. "Wir halten das Nichtraucherschutzgesetz für überzogen. Nach der Landtagswahl sollte eine Volksabstimmung darüber befinden", sagte Maas lächelnd. Und krempelte den Populismus-Vorwurf um auf die demokratische Seite.

Während nach 40 Minuten Maas' schwergewichtiger Pressesprecher Thorsten Bischoff auf den Zuschauerplätzen im Studiodunkel, die mit einem guten Dutzend Journalisten und Parteimitarbeitern besetzt waren, mit dem Auftritt seines Chefs zufrieden war, merkte die Ministerpräsidentin, dass sie ihren Wortanteil erhöhen muss. Was sie auch tat und nicht mehr brav die Fragen von Herbst und Klein abwartete. Sie legte einen ordentlichen Endspurt hin und kritisierte sogar die Bundesregierung, deren Steuersenkungspläne das Saarland teuer zu stehen kämen. Am Ende lächelten Maas und Kramp-Karrenbauer zufrieden und prosteten sich mit Sprudel zu. "Früher gab es beim SR noch Bier und Schampus", frotzelte Maas. Da war SR-Intendant Thomas Kleist, der anfangs im Studio dabei war, längst im Rundfunkrat.

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