Große Mängel bei Unterricht für Flüchtlinge

Berlin · Neue Zahlen belegen großen Nachholbedarf bei den Integrationskursen für Flüchtlinge. Vor allem ein Mangel an Lehrern ist für das zu geringe Angebot verantwortlich. Auch die Qualität steht in der Kritik.

Flüchtlinge sollen schnell Deutsch lernen, fordern Politiker. Aber die angebotenen Integrationskurse reichen bei weitem nicht aus, um mit der Nachfrage Schritt zu halten. Das geht aus aktuellen Daten des Bundesinnenministeriums hervor, die der SZ vorliegen. In erster Linie fehlt es an Lehrkräften.

Den Angaben zufolge haben von Januar bis August dieses Jahres etwa 171 000 Zuwanderer einen Integrationskurs begonnen. Im gleichen Zeitraum erteilte das Bundesamt für Migration und Flüchtlingen (Bamf) jedoch mehr als doppelt so vielen, nämlich 366 000 Neuankömmlingen, eine Teilnahmeberechtigung.

Im laufenden Bundeshaushalt sind 559 Millionen Euro für Integrationskurse eingeplant. Bis August wurden davon aber erst 262 Millionen Euro ausgegeben. 2017 sollen die Mittel nach dem Willen der Bundesregierung auf 610 Millionen Euro aufgestockt werden.

Offenkundig ist die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage nicht nur ein finanzielles Problem. Es mangelt an Lehrern. Nach Angaben der Bundesregierung unterrichten in Integrationskursen derzeit rund 15 000 Lehrkräfte. Das Bamf hat 2015 und 2016 aber 20 000 Lehrkräfte zugelassen. Die Diskrepanz hängt vermutlich auch mit der bis vor kurzem noch relativ geringen Entlohnung der Lehrer zusammen. Zum 1. Juli wurde die Mindestvergütung, die Integrationskursträger den selbstständig beschäftigten Lehrkräften zahlen, von 23 auf 35 Euro pro Stunde angehoben. Dadurch könnte sich die Personalsituation entspannen.

Keine Zusatzqualifizierung

Ein weiteres Problem scheint die Qualität des Unterrichts zu sein. So haben 2015 nur knapp zwei Drittel aller Kursteilnehmer das Sprachniveau B1 geschafft, das als Voraussetzung für eine realistische Chance auf dem Arbeitsmarkt gilt. Laut Bundesregierung unterrichten derzeit rund 1400 Lehrer mit einer Ausnahmegenehmigung. Das bedeutet, sie haben keine Zusatzqualifizierung.

Der Haushaltspolitiker der Linken, Roland Claus , der die neuen Zahlen beim Innenministerium abgefragt hat, fordert gegenüber der SZ eine bedarfsgerechte Planung der Integrationskurse. Sie seien "für Geflüchtete die entscheidenden Schritte in Ausbildung und Arbeit".

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