Eltern zahlen für Nachhilfe 1,5 Milliarden

Gütersloh/Saarbrücken. Private Nachhilfe für Kinder und Jugendliche in Deutschland boomt: Rund 1,1 Millionen Schüler erhalten regelmäßig bezahlte Nachhilfe, wie die Bildungsforscher Klaus und Annemarie Klemm in einer Studie für die Bertelsmann-Stiftung herausfanden. Das sind 12,2 Prozent der neun Millionen Schüler an allgemeinbildenden Schulen

Gütersloh/Saarbrücken. Private Nachhilfe für Kinder und Jugendliche in Deutschland boomt: Rund 1,1 Millionen Schüler erhalten regelmäßig bezahlte Nachhilfe, wie die Bildungsforscher Klaus und Annemarie Klemm in einer Studie für die Bertelsmann-Stiftung herausfanden. Das sind 12,2 Prozent der neun Millionen Schüler an allgemeinbildenden Schulen. Insgesamt geben die Eltern pro Jahr bis zu 1,5 Milliarden Euro für die Zusatzförderung aus.

Die Studie zeigt ferner, dass Nachhilfe schon in der Grundschule an der Tagesordnung ist. Besonders gefragt sind die Förderstunden, wenn es um die Empfehlung für die weiterführende Schule geht. Eine Sonderauswertung der Iglu-Bildungsstudie 2006 ergab, dass im Bundesdurchschnitt 14,8 Prozent der Viertklässler Nachhilfe im Fach Deutsch erhielten. Im Saarland lag die Zahl mit 17,1 Prozent deutlich darüber.

Auch bei den Ausgaben der Eltern gibt es große Unterschiede zwischen den Ländern. In Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern sind es pro Schüler in allgemein bildenden Schulen jährlich 74 Euro. Dagegen wenden Eltern in Hamburg und Baden-Württemberg den Spitzenwert von 131 Euro auf, dahinter folgt das Saarland mit 129 Euro. Der Bundesschnitt beträgt 108 Euro. Die Autoren der Studie betonten, Nachhilfe sei längst keine zeitlich begrenzte Ausnahme-Förderung mehr. Da aber vor allem Kinder wohlhabender Familien in den Genuss der Extra-Stunden kämen, wachse die Chancen-Ungleichheit des Bildungssystems.

Saarlands Bildungsminister Klaus Kessler (Grüne, Foto: SZ) sieht die Entwicklung "mit Sorge". Die steigende Nutzung von Nachhilfe zeige, dass sich "die Eltern etwas kaufen möchten, was die Schule nicht leistet", sagte er zur SZ. Um dies zu ändern, will Kessler langfristig unter anderem das Sitzenbleiben in den fünften und sechsten Klassen abschaffen; stattdessen soll es ein Förderkonzept geben. Lehrpläne will er entrümpeln und zu volle Stundentafeln überarbeiten lassen. Außerdem kündigte Kessler an, er werde "alle Nachmittags-Betreuungsangebote der Schulen gebührenfrei machen". > Seite A 3: Berichte, Meinung dpa/ddp/sa

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