„Ein kluger Staat sollte die Familienunternehmen schützen“

Der Merziger Unternehmer Edwin Kohl sieht viele Familienbetriebe gefährdet, sollte das aktuelle Erbschaftsteuer-Gesetz rückgängig gemacht werden. Mit ihm sprach SZ-Redaktionsmitglied Hélène Maillasson.

Herr Kohl, welche Konsequenzen sind in der Saar-Wirtschaft zu erwarten, falls das aktuelle Gesetz gekippt wird?

Kohl: Das würde in ganz vielen Fällen eine enorme Belastung bedeuten. Viele Firmen müssten verkauft werden, weil es sich für die Erben nicht lohnen würde, das Unternehmen zu übernehmen. Deutschland ist das Land der Familienunternehmen . Sie bilden das Rückgrat der Wirtschaft, schaffen Arbeits- und Ausbildungsplätze. Ein kluger Staat sollte die Familienunternehmen schützen, statt sie zu schwächen.

Ist es aber nicht ungerecht, dass Privatpersonen so stark besteuert werden und Unternehmer Begünstigungen erhalten?

Kohl: Es gibt einen wesentlichen Unterschied. Unternehmer bringen eine wichtige Gegenleistung: Sie schaffen Arbeitsplätze. Das tut eine Privatperson mit ihrem Vermögen nicht. Tüchtige Arbeitgeber sollten in dieser Hinsicht unterstützt werden. Und es ist nicht so, als würden Erben gar keine Steuer bezahlen. Das geerbte Privatvermögen wird mit 30 Prozent versteuert.

Kritisiert wurde, dass Leute ihr Privatvermögen in Betriebsvermögen umwandeln, um sich dieser Steuer zu entziehen.

Kohl: Es geht um ein paar Missbrauchsfälle, die absolut verwerflich sind. Deshalb sind die aktuellen Erbschaftsteuer-Begünstigungen an strenge Auflagen geknüpft. Das ist auch in Ordnung so, damit kein Missbrauch betrieben wird. Nichtsdestotrotz sollte man kein gutes Gesetz aufgrund einzelner Missbrauchsfälle ändern.

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