Als die Beatles erwachsen wurden

Saarbrücken. Es war am 17., andere sagen am 18. August 1960 in Hamburg. Fünf blutjunge Musiker aus dem englischen Liverpool traten im "Indra Club" an der Großen Freiheit auf: John Lennon, Paul McCartney, George Harrison, Stuart Sutcliffe und Pete Best

 Die "Pilzköpfe" in Aktion (von links): Paul McCartney, Ringo Starr, John Lennon und George Harrison. Foto: Leemage

Die "Pilzköpfe" in Aktion (von links): Paul McCartney, Ringo Starr, John Lennon und George Harrison. Foto: Leemage

Saarbrücken. Es war am 17., andere sagen am 18. August 1960 in Hamburg. Fünf blutjunge Musiker aus dem englischen Liverpool traten im "Indra Club" an der Großen Freiheit auf: John Lennon, Paul McCartney, George Harrison, Stuart Sutcliffe und Pete Best. Sie hatten sich in ihrer kurzen Bandgeschichte, die in Schulzeiten anfing, "Quarry Men" und "Silver Beetles" genannt. In Hamburg waren sie zum ersten Mal "The Beatles". Sie trugen Röhrenhosen, Lederjacken, komische Frisuren und musizierten in frisch-frecher Art vor einem bereits mit Alkohol abgefüllten Publikum. Aber für ihren Manager Brian Epstein war der erste Auslandsauftritt der Gruppe ein Erfolg. Er wusste nun, wie es weitergehen sollte, sortierte den Schlagzeuger Pete Best aus und ersetzte ihn durch Ringo Starr. Der Bassist Stuart Sutcliffe war 1962 an einer Gehirnblutung gestorben. Der Pop der Beatles löste eine Kulturrevolution aus. Noch nie hatten Fans bei Konzerten so enthemmt gekreischt, noch nie war die Eltern-Generation so entsetzt. Die Jugend hatte ihre neuen Idole gefunden. Zwar gab es bereits den Twist und auch den Rock, aber diese jungen Männer, von ihrem Manager in adrette Anzüge mit Krawatten genötigt, setzten mit ihrer neuartigen Musik und ihren wilden Auftritten die "Beatlemania" in Gang, die die Fans in aller Welt befiel. So lautet auch der Titel des Buches von Tony Sheridan, einem Sänger, der mit den Pilzköpfen in Hamburg auftrat. "Es hatte schon mit Revolution zu tun", so seine Wertung. "Es ging um Freiheit - sich befreien, ausbrechen, tanzen." Erst kamen die Singles, dann die Alben. 1962 "Love Me Do". 1963 folgten "Please Please Me" und "I Want To Hold Your Hand", im selben Jahr schafften es die Beatles mit "From Me To You" zum ersten Nummer-eins-Hit. Sentimentale Musik, aber vital durch die coolen Yeahs. Simple Instrumente: E-Gitarren, Schlagzeug, die Mundharmonika von John Lennon. Einfache Harmonien: Dada-damm-dada-damm. Aber ein neuer Sound. Elektrisch, wild schepperten die Gitarren, ein Schwindel erfasste die Fans. Die Musik der Beatles war Ausdruck einer sich entwickelnden Protestbewegung der Jugend, die gegen das Establishment aufbegehrte. Ab 1965 begann die Kommerzialisierung der Beatles, angetrieben von Paul McCartney. Er sang - manche höhnten: schnulzte - "Yesterday". Die Melodie war ihm im Schlaf eingefallen, bis heute gibt es Plagiatsvorwürfe. "Yesterday" steht als meistgespielter Song im Guinness-Buch der Rekorde, er erzählt von einer traurigen Liebe, deshalb musste er so schlicht ausfallen, nur zwei Minuten lang. "We Can Work It Out" im selben Jahr war kraftvoller, "Day Tripper" fetzte. Paul schlug den Bass, George plingelte die Gitarre, Ringo schüttelte die Schellen, John hatte komponiert.Lennon wurde zum Hirn der Band, aber die gruppendynamischen Probleme begannen. Doch es kamen noch die großen Pop-Platten "Rubber Soul", "Revolver", "Sgt. Pepper's" und "Abbey Road". Paul und John waren in Hassliebe verbunden. 1970 erklärte McCartney, dass er wegen "persönlicher, geschäftlicher und musikalischer Differenzen" die Beatles verlasse. John Lennon wurde 1980 erschossen. George Harrison starb 2001. Doch die Beatles leben - sie sind Pop-Geschichte, man hat ihnen Denkmäler gesetzt und Museen eingerichtet. Eines der größten und neuesten ist das Beatlemania-Museum in Hamburg, das erst 2009 eröffnet wurde.Als erfolgreichste Band des 20. Jahrhunderts gilt die Gruppe - und Hamburg darf sich ihrer Lehrjahre rühmen. Oder wie sagte es einst John Lennon? "Ich bin in Liverpool aufgewachsen, aber in Hamburg bin ich erwachsen geworden."Literatur zum Jubiläum:Michael & Steve Bauer: Die Beatles und die Philosophie. Tropen Verlag, 319 S., viele Fotos, 19,90 Euro. Steve Turner: A Hard Day's Write. Edel Rockbuch, 383 S., 19,95 Euro. Thomas Kraft: Beatlemania. LangenMüller, 143 S., 19,95 €.Diese und weitere Buchempfehlungen versandkostenfrei bestellen: www.saarbruecker-zeitung.de/empfehlungen "Ich binin Liverpool aufgewachsen, aber in Hamburg erwachsen geworden." John Lennon

 Die Beatles bei ihrer "Magical Mystery Tour" 1967. Foto: Interfoto

Die Beatles bei ihrer "Magical Mystery Tour" 1967. Foto: Interfoto

HintergrundPaul McCartney (geboren am 18. Juni 1942) gründete gemeinsam mit John Lennon die Beatles und komponierte einen Großteil der Lieder. Nach der Beatles-Ära gründete McCartney mit seiner Frau Linda die Gruppe Wings. Seit 1980 tritt der Bassist, Sänger und Songwriter als Solokünstler auf.John Lennon (9. Oktober 1940) spielte Gitarre und Klavier. In der Band war er der intellektuelle Gegenpol zu McCartney. Seine Beziehung zur japanischen Künstlerin Yoko Ono trug zur Trennung der Beatles bei. Im Dezember 1980 wurde er von einem psychisch Kranken in New York erschossen.George Harrison (25. Februar 1943) steuerte als Leadgitarrist 22 Lieder für die Band bei. Seine spirituelle Hinwendung nach Indien erweiterte den musikalischen Spielraum der Beatles. 1988 gründete er mit Bob Dylan und anderen die Traveling Wilburys. Im November 2001 starb er an Krebs. Richard Starkey (7. Juli 1940), genannt Ringo Starr, trug zum Repertoire der Beatles nur wenige Titel bei. In den Beatles-Filmen spielte der Schlagzeuger dagegen oft die Hauptrolle. Auch später war er als Schauspieler unterwegs.Stuart Sutcliffe (23. Juni 1940) und Pete Best (24. November 1941) sind der "fünfte Beatle". Der Bassist Sutcliffe verließ die Beatles schon wieder Anfang 1961. Er zog zu seiner deutschen Freundin und konzentriere sich auf sein Kunststudium. Sutcliffe starb 1962 offenbar an den Spätfolgen einer Kopfverletzung. Pete Best war bis 1962 Schlagzeuger der Band. Offiziell wurde sein Rausschmiss mit mangelnder musikalischer Qualität begründet. dpa

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort