Anzug, Krawatte und Pilzkopf

Homburg. Man schreibt das Jahr 1960. Auf St. Pauli, mitten im Hamburger Rotlichtviertel, tritt eine Band zum ersten Mal unter dem Namen auf, der sie in den Jahren danach weltberühmt machen soll: die Beatles

Homburg. Man schreibt das Jahr 1960. Auf St. Pauli, mitten im Hamburger Rotlichtviertel, tritt eine Band zum ersten Mal unter dem Namen auf, der sie in den Jahren danach weltberühmt machen soll: die Beatles. Noch war die Band, damals noch ohne Drummer Ringo Starr und stattdessen mit Pete Best und dem "fünften" Beatle Stuart Sutcliffe, ein gerüttelt Maß entfernt vom späteren Pilzkopf-Image. Doch der Grundstein für eine Weltkarriere war gelegt. Bis ins Jahr 1970, als die Formation sich trennte, prägten die Beatles das musikalische Verständnis einer ganzen Generation. Und noch heute gehören Songs wie "Let it be", "A hard days night" oder auch "Help!" zum kulturellen Allgemeingut.Am Anfang der Woche nun erlebte die musikalische Legende Beatles eine Auferstehung. Im Homburger Saalbau gastierten die Cavern Beatles - eine der Bands, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, das Jahr 1970 einfach aus den Geschichtsbüchern zu tilgen. Und vor einem ausverkauften Saal und begeisterten Musikfans lieferten die vier Musiker ein Spektakel zwischen Ton und Theater.

Denn: Mit dem einfachen Nachspielen von Beatles-Klassikern haben die Auftritte der Cavern Beatles nur die Musik gemein. So wäre da zum einen der Name der Band: Im Liverpooler Cavern Club spielten die Beatles Anfang der 1960er Jahre, zwischen 1961 und 1963 insgesamt 292 Mal. Und dann wäre die Herkunft der Cavern Beatles - natürlich aus Liverpool, genau wie die großen Vorbilder John Lennon, Paul McCartney, Georg Harrison und Ringo Starr. Gemeinsame Wurzel gibt es also genug. Doch auch dem Stamm, der aus diesen Wurzeln gewachsen ist, kann man ansehen, das Selbst Name und Herkunft die Bereitschaft der Cavern Beatles, die Vergangenheit wiederzubeleben, nur zu gering beschreiben. Steve White als Paul McCartney, Paul Tudhope als John Lennon, Craig Gamble als George Harrison und Simon Ramsden als Ringo Starr lieferten in jeder Facette ihres Auftritts in Homburg nicht nur eine feine musikalische Leistung ab, sie lieferten zum Beatles-Sound auch den Beatles-Look: Anzug, Krawatte, Pilzkopf. Und so wurde aus dem Auftritt der Cavern Beatles, die mit "Please, please me", "I saw her standing there" oder auch "From me to you" für einen famosen Auftakt sorgten, nicht nur ein Konzertereignis, sondern auch ein theaterhafter Blick zurück in die Geschichte.

Und wer eine Sehschwäche und damit vielleicht eine Brille sein Eigen nannte, konnte die Illusion perfekt machen. Denn: Die Brille abgezogen und dann mit unscharfem Blick in Richtung Bühne geschaut, wurden aus den hochwertigen "Kopien" ohne große Mühe fast schon die Originale.

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