Strategie des Misstrauens

Meinung:Strategie des Misstrauens

Von SZ-RedakteurUlrich Brenner

Schon auffällig, wenn sich der Außenminister eines großen Landes öffentlich mit Ermittlungen um einen dubiosen Kriminalfall in einem anderen Land befasst. Der Russe Sergej Lawrow hat es mit Blick auf die vermeintliche Vergewaltigung eines russischstämmigen Mädchens in Berlin durch Migranten getan und deutschen Behörden vorgeworfen, die Realität politisch korrekt zu übermalen. Der Verdacht wird dankbar in jenen Moskau-gesteuerten Medien aufgegriffen, die bei uns auf Russisch oder Deutsch die Glaubwürdigkeit von Behörden und Presse untergraben. Dabei geht der Vorwurf, die deutsche Polizei halte bei der Kriminalität durch Flüchtlinge bewusst Fakten zurück, spätestens seit der Debatte um die Silvesternacht an der Realität vorbei. Mittlerweile - das zeigt der Redaktionsalltag - informieren Behörden über Straftaten, an denen Migranten beteiligt waren, sogar ausführlicher und detaillierter als über andere Delikte. Aber die Glaubwürdigkeit westlicher Behörden infrage zu stellen, dumpfe Ressentiments zu schüren, die Menschen zu radikalisieren, gehört zum anti-westlichen Propaganda-Krieg der Putin-Regierung. Es geht um diffuses Misstrauen in die Eliten, um Zwietracht. Eine perfide Strategie, die den Köpfen gelernter Geheimdienstler entspringt. Hybride Kriegsführung. Hochgefährlich.

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