„Eine große Sehnsucht nach dem Osten – nach Putin“

Skeptiker lehnen laut Nikolaus Jackob oft alles, was mit dem Westen zu tun hat, ab und suchen nach Alternativen. Mit dem Geschäftsführer des Mainzer Publizistik-Instituts sprach SZ-Redaktionsmitglied Sarah Umla.

Auch in Deutschland stößt russische Propaganda auf fruchtbaren Boden - wieso?

Nikolaus Jackob: Teile der ehemaligen DDR haben grundsätzlich eine größere Nähe zu Russland und eine größere USA-Skepsis. Pegida-Anhänger haben in diesem Bereich sogar eine große Sehnsucht nach dem Osten - nach Putin. Sie glauben eher dem, was aus dem ehemaligen Ostblock kommt. Es gibt bestimmte Bevölkerungsgruppen, die den Westen und alles, was damit zusammenhängt, ablehnen - also auch unser Mediensystem. Diese Gruppen finden alternative Wahrheitsmodelle, die nicht westlich sind, attraktiver und überzeugender.

Wie geht man als Leser mit diesen Gerüchten am besten um?

Jackob: Leser, die grundsätzlich unsere Medienlandschaft ablehnen, denen kann man schlecht einen Ratschlag geben. Da ist eine politische Einstellung dahinter, die tief in Misstrauen wurzelt. Man muss sich klarmachen, dass diese fünf bis zehn Prozent nicht mit Argumenten erreicht werden können - jedenfalls nicht, wenn sie aus den traditionellen Medien kommen. Den Verunsicherten empfehle ich, die Qualitätsmedien zu rezipieren. Dazu zählen die großen überregionalen und regionalen Tageszeitungen, da bekommt man auf lange Sicht ein verlässlicheres Bild der Wirklichkeit vermittelt.

Welche Rolle spielen dabei die sozialen Medien?

Jackob: Für die Nutzer, die eine bestimmte Weltsicht haben, ist das Internet ein idealer Spielplatz, um gleichgesinnte Meinungen anzuhören. In der Wissenschaft nennt man das Echo-Kammer: Was man hinein ruft, kommt auch so wieder zurück. Das hat für die Menschen einen selbstbestärkenden Effekt.

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