Linksruck in Peru

Mexiko-Stadt/Lima. Peru wird künftig von links regiert. Der Ex-Offizier Ollanta Humala (Foto: afp) gewann am Sonntag die knappste und aggressivste Wahl in der demokratischen Geschichte des Andenstaates. Für den Linksnationalisten stimmten 51 Prozent der Wähler

Mexiko-Stadt/Lima. Peru wird künftig von links regiert. Der Ex-Offizier Ollanta Humala (Foto: afp) gewann am Sonntag die knappste und aggressivste Wahl in der demokratischen Geschichte des Andenstaates. Für den Linksnationalisten stimmten 51 Prozent der Wähler. Auf seine Kontrahentin Keiko Fujimori, Tochter von Ex-Diktator Alberto Fujimori, entfielen nach Angaben des Wahlrates ONPE 49 Prozent der Stimmen. Mit dem Ergebnis reiht sich ein weiteres Land Südamerikas in die Phalanx der Staaten ein, die von linken oder linksliberalen Präsidenten regiert werden. Unter dem scheidenden Staatschef Alan García war Peru neben Kolumbien und Chile eines der wenigen rechtsgerichteten Länder Südamerikas und ein enger Verbündeter Washingtons.Am Ende überraschte Humalas Sieg, hatte doch Fujimori in allen Umfragen vorne gelegen. Zudem konnte sie auf die massive Unterstützung der meisten Medien und der Wirtschaft zählen. Für Humala hatten sich die Intellektuellen stark gemacht. Kurz vor Mitternacht umriss Humala sein Regierungsprogramm. "Wirtschaftswachstum mit sozialem Einschluss aller", versprach er - und versicherte, dass er der Marktwirtschaft treu bleibe.

Das Ergebnis ist auch eine Kritik an der Politik von Präsident García. Sein Modell eines ungezügelten Wachstums mit allen Freiheiten für Investoren und kaum sozialer Beteiligung ist damit abgewählt. Humala gibt denjenigen Peruanern eine Stimme, bei denen von dem Boom in den vergangenen Jahren wenig oder nichts angekommen war. Perus Aufschwung ermöglichte García, indem er ausländischen Investoren im Bergbau- und Ölsektor Tür und Tor öffnete. Anders als bei den linken Nachbarn Ecuador und Bolivien wurde nicht verstaatlicht, sondern radikal privatisiert. Das Rekordwachstum hat zwar die soziale Schere ein Stück geschlossen, aber noch immer ist vor allem der Unterschied zwischen dem Hochland und den boomenden Städten wie Lima immens. Dementsprechend verspricht der 48 Jahre alte Wahlsieger eine gerechtere Verteilung des Reichtums. Eine der ersten Aufgaben Humalas wird es sein müssen, Peru wieder auszusöhnen. Der Wahlkampf hat das Land derart polarisiert, dass die Menschen sich zum Teil auf offener Straße stritten, er trieb einen Keil in Familien und Freunde. Das Wahlergebnis zeigt, dass Peru praktisch geteilt ist.

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