UN-Generalsekretär Karlspreisträger Guterres: Starkes Europa so notwendig wie nie

Aachen · UN-Generalsekretär António Guterres sieht die Welt in politischer Unordnung und hat an die Verantwortung Europas appelliert. Nie habe er die Notwendigkeit eines starken und geeinten Europas so klar und deutlich gespürt wie jetzt, sagte der Karlspreisträger am Donnerstag beim Festakt im Krönungssaal des Aachener Rathauses.

 UN-Generalsekretär Antonio Guterres sieht die Welt in politischer Unordnung.   Foto: Kaiser/dpa

UN-Generalsekretär Antonio Guterres sieht die Welt in politischer Unordnung. Foto: Kaiser/dpa

Foto: dpa/Henning Kaiser

Europa sei zu bedeutend, um zu scheitern, „das wäre auch ein Scheitern der Rechtsstaatlichkeit“. Ein starkes Europa sei notwendig, um einen neuen Kalten Krieg zu verhindern und eine multilaterale Ordnung aufzusetzen.

Der Portugiese ist als europäischer Streiter für eine friedliche Zusammenarbeit der Völker mit dem Karlspreis geehrt worden. Die Auszeichnung würdigt auch den Einsatz des früheren Ministerpräsidenten Portugals für europäische Werte wie Pluralismus, Toleranz, Frieden, Freiheit, Demokratie und Solidarität.

Die Arbeit von António Guterres erinnere daran, dass der europäische Traum nicht an den Grenzen ende, sagte der spanische König Felipe: „Unsere Ideale“ seien die gleichen „wie die von Millionen von Menschen in der ganzen Welt, aus allen sozialen Schichten und aus allen Generationen und kulturellen Traditionen“. Das europäische Projekt habe der großen Mehrheit der Europäer das höchste Maß an Wohlbefinden, Fortschritt und Sicherheit gebracht.

„Wir befinden uns im Übergang zu einer neuen Weltordnung mit noch unbekanntem Ziel“, sagte Guterres. Nachkriegsinstitutionen und deren Werte würden untergraben und auf die Probe gestellt wie nie zuvor. Konflikte würden komplexer. Durch Menschenrechtsverletzungen und Verstöße gegen das Völkerrecht würden Menschen in einem Maß wie seit Jahrzehnten nicht zur Flucht gezwungen. Hassrede, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit schürten über die sozialen Medien Terrorismus.

In dieser Zeit großer Angst und weltpolitischer Unordnung gebe es mit Klimawandel, Migration und digitalem Zeitalter beispiellose Herausforderungen. Und in dieser Situation stehe auch noch der Multilateralismus unter Beschuss. „Wir haben keine andere Wahl: Die globalen Herausforderungen müssen wir auf europäischer Ebene angehen“ sagte Guterres. Beim Klimaschutz sieht er Europa in einer Führungsposition. „Wir müssen uns stärker engagieren, um die Katastrophe zu verhüten. Europa muss das Tempo bestimmen.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort