Harter Kampf um Assanges Auslieferung

London. Redeschlacht im Londoner Justizpalast: Wikileaks-Gründer Julian Assange (Foto: afp) hat gestern im Kampf gegen seine Auslieferung von Großbritannien nach Schweden erneut schwere Geschütze aufgefahren. Seine Verteidigung warf der schwedischen Justiz am zweiten und letzten Verhandlungstag Parteilichkeit vor. Aber auch die Gegenseite legte nach

London. Redeschlacht im Londoner Justizpalast: Wikileaks-Gründer Julian Assange (Foto: afp) hat gestern im Kampf gegen seine Auslieferung von Großbritannien nach Schweden erneut schwere Geschütze aufgefahren. Seine Verteidigung warf der schwedischen Justiz am zweiten und letzten Verhandlungstag Parteilichkeit vor. Aber auch die Gegenseite legte nach. Assange sei im Sommer vergangenen Jahres nach Bekanntwerden der Vergewaltigungsvorwürfe gegen ihn förmlich aus Schweden geflohen, er sei nicht einmal von seinem Anwalt zu erreichen gewesen."Bei Herrn Assange besteht ganz offensichtlich Fluchtgefahr, und es kann nicht als Überreaktion betrachtet werden, ihn festzusetzen", sagte Clare Montgomery, die als britische Staatsanwältin die Interessen der schwedischen Justiz in dem Auslieferungsverfahren vertritt. Der frühere schwedische Oberstaatsanwalt Sven-Erik Alhem, der als Entlastungszeuge für Assange aufgeboten wurde, hält eine Auslieferung nicht für notwendig. Der 39-Jährige könne genauso gut per Videoschaltung in Großbritannien verhört werden. Er verstehe nicht, "warum das nicht gehen soll", sofern die britischen Behörden es erlaubten.

Die Göteborger Staatsanwältin Marianne Ny wirft Assange vor, im August in Stockholm zwei Frauen sexuell belästigt und eine von ihnen vergewaltigt zu haben. Dabei geht es konkret um die Frage, ob Assange gegen den Willen der Frauen und mit Gewalt durchgesetzt hat, dass der grundsätzlich einvernehmliche Sex ungeschützt erfolgte. Das Assange-Lager wirft der Staatsanwältin ihrerseits vor, nicht unvoreingenommen zu sein. Sie habe ein gestörtes Verhältnis zu Männern und "ihre Ausgewogenheit verloren", sagte eine andere schwedische Juristin bereits am Montag.

Eine Entscheidung des Gerichtes über die Auslieferung noch gestern galt von vornherein als unwahrscheinlich. Erwartet wird, dass der Belmarsh Magistrates Court seinen Spruch erst in mehreren Tagen bekannt gibt. Unabhängig vom Ausgang des Verfahrens wird ohnehin damit gerechnet, dass die unterlegene Seite Berufung einlegt, so dass sich die endgültige Entscheidung noch Wochen oder gar Monate hinziehen könnte. dpa/afp

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