Freundlich schon – aber effizient?

Berlin · Lokführer und Piloten haben bei den deutschen Bürgern an Ansehen eingebüßt. Erzieher sind dagegen aufgestiegen. Das geht aus einer Umfrage des Beamtenbundes hervor. SZ-Korrespondent Hagen Strauß hat dazu Fragen und Antworten zusammengestellt.

In Berlin hat die öffentliche Verwaltung keinen guten Ruf. Man muss monatelang auf einen Termin warten, um einen Personalausweis oder Reisepass verlängert zu bekommen. Aber insgesamt haben die Deutschen ein ziemlich gutes Bild von ihren Staatsdienern, wie eine gestern veröffentlichte Bürgerbefragung 2015 des Beamtenbundes zeigt.

Wie steht es um das Ansehen einzelner Berufsgruppen ?

Feuerwehrmänner, Kranken- und Altenpfleger sowie Ärzte genießen nach wie vor bei nahezu allen Bürgern hohes Ansehen. Auch Polizisten, Richter und Müllmänner sind beliebt. Im Mittelfeld liegen Lehrer, Briefträger oder Soldaten. Auffallend ist, dass zwei Berufsgruppen wegen ihrer Streiks an Ansehen eingebüsst haben: Lokführer und Piloten. Nur noch 57 Prozent der Bürger finden die Lokführer gut, das sind zwölf Prozent weniger als letztes Jahr. Bei den Piloten sind es 73 Prozent (minus 5). Erzieher hingegen stiegen im Ansehen um zwei Prozentpunkte auf 85 Prozent. Vielen Bürgern ist die Bedeutung der Berufsgruppe erst durch den Streik bewusst geworden. Einen schlechten Ruf haben Versicherungsvertreter (12 Prozent), Mitarbeiter von Werbeagenturen (15 Prozent) und Telefongesellschaften (19 Prozent).

Was halten die Bürger von der Verwaltung?

Die Verwaltung heute halten 64 Prozent für viel bürgerfreundlicher als früher. Bei der Beurteilung der Effizienz des öffentlichen Dienstes überwiegen indes die eher kritischen Urteile. So meinen derzeit 66 Prozent, die öffentliche Verwaltung sei zu aufgebläht und koste zu viel. 75 Prozent halten die Verwaltung im Vergleich zur freien Wirtschaft für zu schwerfällig, 70 Prozent sehen durch Bürokratie und bürokratische Vorschriften die Freiheit der einzelnen Bürger immer stärker eingeschränkt. 66 Prozent meinen außerdem, dass viel zu viel verwaltet werde und mehr der eigenen Initiative der Bürger überlassen werden sollte.

Welche Einrichtungen überzeugen mit ihrer Arbeit?

Als wichtig erachtet werden fast alle öffentlichen Einrichtungen. Bei der Bewertung anhand von Schulnoten hat sich seit letztem Jahr kaum etwas geändert. Mit einer Bewertung von 2,0 wird derzeit die Straßenreinigung und Müllabfuhr am besten bewertet, gefolgt von Kindergärten (2,1), der Polizei und den Fachhochschulen und Universitäten (jeweils 2,2). Am schlechtesten schneiden Ministerien auf Bundes- und Landesebene (jeweils 2,9) sowie die Arbeitsämter (3,2) ab.

Wie wichtig ist das Internet für den Kontakt mit Behörden?

Die Online-Angebote des Staates werden laut Umfrage eher zur Kenntnis genommen als aktiv gesucht. Nichtsdestotrotz möchten jeweils zwei Drittel der Befragten die An- oder Abmeldung bei Umzügen oder eines Autos bevorzugt über das Internet erledigen, statt persönlich zur Verwaltung zu gehen. Für die Beantragung eines Passes würde ebenfalls etwa die Hälfte lieber das Internet nutzen. Je älter die Befragten sind, desto größer ist die Skepsis: Von den über 60-Jährigen wollen über 50 Prozent diese Dinge doch lieber persönlich im Amt erledigen.

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