Die Macht der Senioren an der Urne

Berlin · Union und SPD wurden wegen ihrer großzügigen Rentenpläne schon als „Koalition der Alten“ geschmäht. Eine neue Auswertung zur Bundestagswahl zeigt: Die Älteren haben in der Tat übergroße Bedeutung für den Wahlausgang.

Die ältere Generation hat wachsenden Einfluss auf den Wahlausgang. Bei der Bundestagswahl 2013 stellten die über 60-Jährigen bereits gut ein Drittel der Wahlberechtigten. Außerdem fiel die Wahlbeteiligung dieser Altersgruppe überdurchschnittlich hoch aus, auch bei den über 70-Jährigen. Das ergab die repräsentative Wahlstatistik, die Bundeswahlleiter Roderich Egeler gestern vorstellte. Die Folgen des demografischen Wandels seien damit deutlich erkennbar, sagte er. CDU, CSU und SPD profitierten von der Entwicklung. Sie schnitten besonders stark bei den älteren Wählern ab.

Die Union hatte die Bundestagswahl im vergangenen September klar gewonnen. SPD und Grüne verfehlten den Regierungswechsel. Die bis dahin mitregierende FDP flog aus dem Parlament. Die nun veröffentlichte Wahlstatistik ist eine detaillierte Analyse des Wahlverhaltens - also der Wahlbeteiligung und Stimmabgabe - nach Alter und Geschlecht. Demnach machte die Generation der 30- bis 59-Jährigen knapp die Hälfte der 61,9 Millionen Wahlberechtigten aus. Die Generation ab 60 Jahren stellte ein gutes Drittel - fast doppelt so viel wie die der unter 30-Jährigen.

Der wachsende Einfluss der älteren Generation verstärkt sich durch die tatsächliche Wahlbeteiligung. Seit langem zeigt sich, dass die Jüngeren nur unterdurchschnittlich häufig wählen gehen, die Älteren dagegen überdurchschnittlich oft. Die Altersgruppe der 60- bis 69-Jährigen beteiligte sich 2013 am aktivsten an der Bundestagswahl. Ein neuer Trend ist laut Egeler bei den über 70-Jährigen zu beobachten: Sie gingen früher im Vergleich eher seltener zur Wahl. Inzwischen liegt ihre Wahlbeteiligung über dem Durchschnitt.

Die Entwicklung kommt vor allem Union und SPD zugute. Die Wählerschaft dieser Parteien ist überdurchschnittlich alt. Bei der CDU waren fast 43 Prozent der Wähler 60 Jahre und älter, bei der CSU und der SPD waren es jeweils rund 40 Prozent. Die CDU steht laut Statistik auch besonders bei Frauen hoch im Kurs. Die Partei gewann bei den Frauen deutlich mehr Stimmenanteile als bei den Männern. Einen ähnlichen Vorsprung in der Gunst der weiblichen Wähler verzeichneten ansonsten nur noch die Grünen.

Der Anteil der ungültigen Stimmen - etwa durch leere oder durchgestrichene Wahlzettel - blieb auf niedrigem Niveau: 1,5 Prozent bei den Erststimmen und 1,3 Prozent bei den Zweitstimmen. Der Anteil der Briefwähler erreichte mit 24,3 Prozent dagegen einen neuen Rekordwert - den höchsten Stand seit Einführung der Briefwahl 1957.

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