Spitzenkoch Marc Veyrat Ein Stern weniger für den Star

Manigod/Saarbrücken/Trier · Dem französischen Spitzenkoch Marc Veyrat wurde vom Guide Michelin dieses Jahr ein Stern gestrichen – nun läuft er Sturm gegen das System. Zu Recht?

 Spitzenkoch Marc Veyrat bei der Guide Michelin-Zeremonie.

Spitzenkoch Marc Veyrat bei der Guide Michelin-Zeremonie.

Foto: dpa/Michel Euler

Aus dem Olymp vertrieben zu werden, ist ein jäher Stich in die Seele. Marc Veyrat ist dieses Schicksal widerfahren. Der Franzose ist einer der besten Köche Europas, doch in der Ausgabe des Guide Michelin für das Jahr 2019 wurde seinem Restaurant Maison des Bois in Manigod der dritte Stern gestrichen. Nun fährt dieses Genie an der Herdplatte nicht gleich in den Hades der Kulinarik hinab und darf nur noch Currywürste braten. Ihm verbleiben noch zwei Sterne, doch Marc Veyrat ist dennoch außer sich. Er fühlt sich ungerecht behandelt und sieht den Fehler beim Guide Michelin. Deren Testesser habe bei seinem Mahl im Maison des Bois ganz einfach die kredenzte Emulsion aus Reblochon, einen milden Weichkäse aus Savoyen, mit Cheddar verwechselt.

Doch der Streit hat sich längst auf eine ganz andere Ebene verlagert. In einem offenen Brief stellt Marc Veyrat nun das ganze Bewertungssystem in Frage, das die Köche zu Sklaven mache. Zudem verlangt er, dass Licht in die intransparente Verfahren gebracht werden müsse, an dem vor ihm schon andere Anstoß genommen haben.

Allerdings sind die Verantwortlichen beim Guide Michelin eher verschlossen wie eine bretonische Auster und nicht einmal bereit zu sagen, wie viele Testesser für sie unterwegs sind oder wie häufig die Restaurants tatsächlich besucht werden.

Man könne die „Anonymität der Inspekteure“ natürlich nicht aufheben, wendet der Michelin-Direktor Gwendal Poullennec ein. Zudem sei bekannt, dass die Restaurants mit einem Stern jedes Jahr mindestens einmal besucht würden – wenn nötig, auch öfter. Allerdings bezweifelt Marc Veyrat, dass wirklich so häufig getestet werde und will für den Besuch in seinem Restaurant in Savoyen die Unterlagen sehen, wie etwa die Rechnung für das Essen. Man verlange von den Inspekteuren keine Rechnungen, verteidigt sich der Guide Michelin, aber es bestehe natürlich kein Zweifel daran, dass der Besuch bei Veyrat stattgefunden habe.

Im selben Atemzug unterstreicht Michelin-Direktor Poullennec, dass seine Tür immer offenstehe und man auf Verlangen mit den betroffenen Köchen über die Bewertungen spreche.

Natürlich suchte auch Marc Veyrat eine Erklärung und so kam die besagte Reblochon-Cheddar-Sache ans Licht. Die Situation sei sehr traurig, fügt Poullennec hinzu, Marc Veyrat bleibe natürlich ein Genie, aber er sei in diesem Fall wohl von seinen Emotionen überwältigt worden.

Der Meister selbst hat inzwischen für sich die Konsequenzen gezogen: Er gibt alle seine Sterne zurück und möchte nicht mehr im Guide Michelin geführt werden. Das aber ist nicht so einfach. Die Tester hätten das Maison des Bois bereits getestet, heißt es von Gwendal Poullennec, dem Wunsch von Marc Veyrat könne also frühestens 2021 entsprochen werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort