Bericht der „New York Times“ Militär-Hilfe für die Ukraine: Angebliche geheime Pläne aufgetaucht – steckt Russland dahinter?

Washington/Kiew/Moskau · Planen die USA und die Nato weitere Militär-Hilfen für die Ukraine? Geheime Dokumente sollen dies nun belegen. Ob sie echt sind, ist unklar. Das Pentagon untersucht nun, wer sie veröffentlicht haben könnte.

Ukraine: Angebliche geheime Pläne der USA und Nato aufgetaucht​ – steckt Russland dahinter?​
Foto: dpa/Kateryna Klochko

Im Internet sind vermeintliche Dokumente über US- und Nato-Pläne aufgetaucht. In den Plänen geht es um die Stärkung des Militärs der Ukraine im Vorfeld einer geplanten Offensive gegen die Besatzer aus Russland. Ob die Dokumente echt sind und wer sie veröffentlicht haben könnte, war zunächst unbekannt.

Das US-Verteidigungsministerium habe eine Untersuchung eingeleitet, wer hinter der Veröffentlichung stecken könnte, berichtete die „New York Times“ am Donnerstag (Ortszeit) unter Berufung auf US-Regierungsvertreter.

Bei Bachmut gingen die zähen Kämpfe weiter, und durch Artilleriebeschuss gab es wieder viele Opfer auch unter Zivilisten. Russlands Außenminister Sergej Lawrow drohte in Ankara erneut mit einem Ende des Getreideabkommens.

Geheime Dokumente im Sinne Moskaus geschönt?

Militärexperten zufolge seien die Unterlagen offenbar im Sinne Moskaus frisiert worden, was auf eine Desinformationskampagne aus Russland hindeuten könnte, schrieb die Zeitung weiter. So seien etwa US-Schätzungen über ukrainische Verluste übertrieben hoch, Angaben zu russischen Verlusten aber sehr niedrig angesetzt.

Versuche der US-Regierung, die Dokumente löschen zu lassen, seien bisher nicht erfolgreich gewesen, schrieb die Zeitung. Die Unterlagen wurden über die Social-Media-Plattformen Twitter und Telegram verbreitet. Die Dokumente seien fünf Wochen alt und enthielten keine konkreten Pläne für Angriffe oder größere Offensiven, hieß es. Die Nato in Brüssel wollte auf Anfrage keine Stellungnahme abgeben. „Wir kommentieren nie angebliche Leaks geheimer Dokumente“, sagte ein Sprecher.

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Russische Militärexperten könnten aus den Unterlagen dennoch wertvolle Informationen ziehen, wie zum Beispiel Zeitpläne für Waffenlieferungen oder ukrainische Truppenstärken, schrieb die Zeitung. Bei den veröffentlichten Dokumenten handle es sich um den ersten bekannt gewordenen Erfolg russischer Spionage seit Beginn des russischen Angriffs auf die gesamte Ukraine im Februar vergangenen Jahres.

Russland spricht von Täuschungsmanöver

Auf russischer Seite wurden die geleakten Unterlagen mit Skepsis aufgenommen. Das sei womöglich ein Täuschungsmanöver, erklärte Wladimir Rogow, Mitglied der von Moskau eingesetzten Militärverwaltung im besetzten südukrainischen Gebiet Saporischschja. Aus den Dokumenten geht hervor, dass die Ukraine rund 50 000 Soldaten im Frontgebiet habe. „Aber ich denke, das ist eine klassische Desinformationskampagne, die uns in die Irre führen soll, dass sie (die ukrainischen Einheiten) noch nicht bereit seien und wir uns entspannen können“, sagte er.

Einige Informationen aus dem Dossier seien sicher wahr, doch solle damit die Illusion erzeugt werden, es sei noch Zeit bis zu einem ukrainischen Angriff. „Die Lage an der Front sagt etwas ganz anderes: Die Technik kommt und ist schon bereit, die Leute daran ausgebildet, die Anzahl der Soldaten groß genug“, warnte Rogow. Das Gebiet Saporischschja gilt nach Einschätzung von Experten als wahrscheinlichste Stoßrichtung für eine ukrainische Gegenoffensive.

Weiter erbitterte Kämpfe um Bachmut und Opfer unter Zivilisten

Nach Angaben des ukrainischen Generalstabs wurden seit Donnerstag 40 russische Angriffe in den Gebieten Donezk und Luhansk abgewehrt. Besonders schwer seien die Kämpfe weiter bei der Stadt Bachmut im Donezker Gebiet. Stärkere russische Angriffe wurden auch bei Awdijiwka nördlich und Marjinka westlich der Großstadt Donezk verzeichnet. Bei Marjinka sei dabei ein russisches Erdkampfflugzeug des Typs Su-25 abgeschossen worden.

Lawrow drohte bei einem Besuch in der türkischen Hauptstadt Ankara erneut mit einem Ende des internationalen Abkommens zur Ausfuhr von Getreide aus der Ukraine. Ohne Erleichterungen für eigene Agrarexporte werde Russland die Vereinbarung nicht verlängern, sagte Lawrow am Freitag. „Wenn es weiterhin keine Bewegung beim Abbau der Barrieren für den Export russischen Düngers und Getreides gibt, denken wir darüber nach, ob wir das Abkommen brauchen“, wurde er von der staatlichen Nachrichtenagentur Tass zitiert.

Die Ukraine ist einer der wichtigsten Exporteure weltweit. Durch die russische Blockade gab es in ärmeren Ländern Ängste vor einer Hungerkrise. Im Sommer wurde dann unter Vermittlung der Türkei und der UN ein Abkommen ausgehandelt. Seither gelangten nach türkischen Angaben mehr als 27 Millionen Tonnen ukrainisches Getreide auf den Weltmarkt.

(dpa)
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