Zoos bald ohne Tiger & Co?

Berlin. Sie sind Publikumsmagneten: Eisbären, Gorillas oder Elefanten locken die Menschen zu Tausenden in die Tierparks. Aus Tierschutzgründen müssen Zoobesucher aber womöglich auf die beliebten Wildtiere bald verzichten - darüber wird jedenfalls derzeit in Berlin heftig diskutiert

 Haben Zootiere wie der Tiger genug Platz im Gehege? Darüber debattiert derzeit die Politik. Foto: dpa

Haben Zootiere wie der Tiger genug Platz im Gehege? Darüber debattiert derzeit die Politik. Foto: dpa

Berlin. Sie sind Publikumsmagneten: Eisbären, Gorillas oder Elefanten locken die Menschen zu Tausenden in die Tierparks. Aus Tierschutzgründen müssen Zoobesucher aber womöglich auf die beliebten Wildtiere bald verzichten - darüber wird jedenfalls derzeit in Berlin heftig diskutiert.

190 Seiten stark ist der noch nicht veröffentlichte Entwurf des neuen "Säugetiergutachtens", mit dem die Mindestanforderungen an die Tierhaltung in Zoos neu geregelt werden sollen. Die zuständige Bundesagrarministerin Ilse Aigner (CSU) hatte vor zwei Jahren Experten den Auftrag erteilt, das aus dem Jahr 1996 stammende Papier an die aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse anzupassen. Von Beuteltieren über Großkatzen wie Tiger bis hin zu den Bären - die Tierliste, die das Gutachten enthält, ist lang. Stets wird genau angegeben, wie sie am besten zu halten sind. Beispiel Nashorn: Da sollte das Außengehege für bis zu zwei Exemplare mindestens 1000 Quadratmeter betragen, und im Innenbereich ein temperiertes Badebecken mit täglichem Zugang für die Tiere vorhanden sein. Hinzu kommen tierärztliche Betreuungs- und Pflegehinweise. Aigners Ministerium weist vorsorglich darauf hin, dass das Gutachten "nicht rechtsverbindlich" sei. Demnächst gebe es dazu eine Anhörung im Bundestag. Von Tierschützern bis Zoodirektoren könnten dann "alle Interessierten" ihre Standpunkte deutlich machen.

 Haben Zootiere wie der Tiger genug Platz im Gehege? Darüber debattiert derzeit die Politik. Foto: dpa

Haben Zootiere wie der Tiger genug Platz im Gehege? Darüber debattiert derzeit die Politik. Foto: dpa

Gleichwohl muss Aigner die Erkenntnisse in eine Verordnung gießen. Deshalb tobt schon seit längerem ein Streit darüber, wie streng die Vorgaben für die Zoos sein sollen. Gerungen wird vor allem um die Größe von Gehegen, aber auch über den Umgang mit überzähligen Tieren. Tierschützer wittern ihre Chance: So sprachen sich unlängst mehre Verbände aus "fachlichen und ethischen Beweggründen" einhellig gegen die Haltung von Elefanten, Eisbären und Delfinen sowie Menschenaffen in Zoos aus. Unterstützung kommt von den Grünen: Sollte sich herausstellen, dass für bestimmte Tiere keine artgerechte Haltung in Gefangenschaft möglich sei, "dann müssen wir konsequenterweise darauf verzichten, sie in Zoos zu sehen", so die tierpolitische Sprecherin Undine Kurth auf Nachfrage. Die Koalition tritt indes auf die Bremse. "Wir müssen den Zoo in der Gesellschaft lassen", betont der Vorsitzende des Agrarausschusses, Hans-Michael Goldmann (FDP). "Wo der Tierschutz durch die Arbeit von Tierpflegern und Zoodirektoren engagiert gesichert wird und keine neuen Erkenntnisse vorliegen, brauchen wir nicht die Auflagen an die Haltung zu erhöhen", so Goldmann.

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