Wer nicht fragt, bleibt dumm

Hamburg. Der Puppenspieler Jim Henson wollte eigentlich nicht. "Er hasste die Idee, ein Kleinkinderstar zu sein, aber dann hat er an seine eigenen Kinder gedacht und zugesagt", sagt "Sesamstraßen"-Gründerin Joan Ganz Cooney. Nun feiern deren Bewohner ihren 40. Geburtstag in Deutschland mit mehreren TV-Sendungen

 Die lebhaften Puppen der Sesamstraße waren seit der ersten Ausstrahlung bei den Kindern beliebt. Foto: dpa

Die lebhaften Puppen der Sesamstraße waren seit der ersten Ausstrahlung bei den Kindern beliebt. Foto: dpa

Hamburg. Der Puppenspieler Jim Henson wollte eigentlich nicht. "Er hasste die Idee, ein Kleinkinderstar zu sein, aber dann hat er an seine eigenen Kinder gedacht und zugesagt", sagt "Sesamstraßen"-Gründerin Joan Ganz Cooney. Nun feiern deren Bewohner ihren 40. Geburtstag in Deutschland mit mehreren TV-Sendungen. Das Kinderformat, das 1969 in den USA Fernsehpremiere hatte, trat am 8. Januar 1973 im deutschen Fernsehen seinen Siegeszug an.

Die Idee zur "Sesamstraße" kam bei einer Dinnerparty 1966 auf. Die amerikanische TV-Produzentin Cooney und der Psychologe Lloyd Morrisett sprachen darüber, ob man Kindern nicht via Fernsehen etwas beibringen könnte. Die Helden der Serie waren von Anfang an die Puppen.

Das berühmteste Puppen-Freundespaar aus der "Sesamstraße" sind Ernie und Bert. Ernie spielt, wenn er nicht gerade Kumpel Bert ärgert, am liebsten mit seinem Quietscheentchen - Bert hält sich für deutlich reifer und vernünftiger.

Wer in der ersten Folge in Deutschland am 8. Januar 1973 zu sehen war, waren ebenfalls Ernie und Bert - das Duo, das Vorschulkindern zeigen soll, dass auch ganz gegensätzliche Menschen Freunde sein können. Beide streiten sich in der ersten Folge darüber, wer von ihnen größer ist. Außerdem isst Ernie heimlich ein Stück von Berts Kuchen, ein weiteres mampft das Krümelmonster. Ebenfalls dabei: Oscar Griesgram aus der Mülltonne und Herbert Leichtfuß.

Wie kam die Sendung an? "Bereits wenige Wochen nach Sendestart kannten nahezu alle Kinder in Deutschland zwischen drei und sechs Jahren die Sendung", betont der zuständige NDR. Vor allem die neue Machart begeisterte die Kleinen. "Über die Auswirkungen des populären Programms vermag freilich noch niemand Konkretes zu sagen", schrieb der "Spiegel" 1970 über das US-Format und zitierte den Pädagogen David Connell, der prophezeite: Wenn "die erste schnelldenkende Sesame-Street-Generation" in die Grundschulen rücke, werde, "ein unerhörter Donner" durch die Klassenzimmer grollen.

Was störte den Bayerischen Rundfunk (BR), der die Puppen lange nicht auf den Bildschirm ließ? Auch andere ARD-Sender lehnten zunächst ab, waren aber einige Monate später dabei. Nicht der BR. "Wir haben gesagt, das ist kein emanzipatorisches Programm, das ist ein Uralt-Programm, das ist ja Paukschule, das ist ja schrecklich", erinnert sich Walter Flemmer, damals stellvertretender BR-Fernsehdirektor, im Jubiläums-Film.

Wieso verschwanden die amerikanischen Straßenszenen aus den deutschen Ausgaben? Vor allem diese hatten Eltern, Erzieher und Wissenschaftler bemängelt, weil sie nicht viel mit der Lebenswelt deutscher Kinder gemein hätten. Also ließ man sie ab Januar 1976 weg. "Ein Sturm der Entrüstung, diesmal seitens der Kinder, brach los: Ihnen fehlten die Identifikationsfiguren, die bekannten Orte", erinnern sich die Macher. Die Sendung wurde überarbeitet und startete am 2. Januar 1978 neu in der Kulisse von Studio Hamburg.

Weshalb demonstrierten Eltern und Großeltern vor zehn Jahren beim NDR? Er hatte beschlossen, die Sendung von ihrem angestammten Vorabendplatz um 18 Uhr zu verbannen und nur noch morgens 7.30 Uhr zu zeigen. Derzeit läuft sie montags bis samstags (8 Uhr) im Kika, dienstags bis freitags (6.15 Uhr) im NDR Fernsehen.

 Die lebhaften Puppen der Sesamstraße waren seit der ersten Ausstrahlung bei den Kindern beliebt. Foto: dpa

Die lebhaften Puppen der Sesamstraße waren seit der ersten Ausstrahlung bei den Kindern beliebt. Foto: dpa

Warum treten auch Prominente auf? Die Kinder lieben die Puppen, ihre Eltern die Promis. So wie Schauspieler Lieselotte Pulver und Horst Janson oder Komiker Dirk Bach als Zauberer Pepe. Otto Waalkes und Barbara Schöneberger standen als Regenmann und Sonnenfrau in Ellas Wetterhäuschen und Olli Dittrich gab Rumpels Kratzbüste. Und Musiker wie Herbert Grönemeyer, Jan Delay und Xavier Naidoo sangen mit Ernie und Bert.

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