Steht die Garden Bridge vor dem Aus?

London · Eigentlich sollte dieses Jahr mit dem Bau der spektakulären Garden Bridge begonnen werden. Doch die Zukunft des teuren Prestigeprojekts ist ungewiss. Noch fehlen mehr als 50 Millionen Pfund für die Realisierung.

Die Vision verspricht allen Romantikern einen Platz zum Träumen: Ein schwebender Garten über der Themse, der gestressten Großstädtern mitten in London Oasen und einen Rückzugsort in die Natur bietet. Ab 2018, so der Plan, sollte die Gartenbrücke vom Südufer der Southbank zur U-Bahn-Station Temple auf der Nordseite verlaufen. Doch nach jahrelangem Tauziehen ist die Zukunft des umstrittenen Millionen-Projekts derzeit so ungewiss wie nie.

Seine Kritiker monieren noch immer die enormen Kosten und betonen die Tatsache, dass es an anderen Stellen echten Bedarf an einer weiteren Überquerung der Themse gebe - und zwar nicht in Form eines Zauberwalds, sondern als ein infrastrukturell nutzvoller Beitrag zur Entlastung des Verkehrs der Metropole. Doch die größten Hürden hat die verantwortliche Stiftung diese Woche in ihrem jährlich veröffentlichten Report aufgezeigt. Noch immer fehlen 56 Millionen Pfund, umgerechnet rund 64 Millionen Euro. Zudem sind Landrechte auf beiden Uferseiten nicht vollständig gesichert. Steht die Garden Bridge vor dem Aus?

Die Finanzierung, die von Privatinvestoren, Spendern sowie öffentlichen Geldern gestemmt werden soll, war nie vollends geklärt. Die Kosten für die Errichtung des Bauwerks sind auf 185 Millionen Pfund, umgerechnet mehr als 210 Millionen Euro, veranschlagt. Rund 60 Millionen Pfund will die Regierung beigeben, ergo aus den Taschen der Steuerzahler abzweigen. Die Londoner Verkehrsgesellschaft trägt 40 Millionen Pfund bei. Der Rest sollte von privaten Spendern und Investoren übernommen werden, die sich offenbar weniger großzügig zeigten als erwartet. Würde das Projekt jedoch zu diesem Zeitpunkt scheitern, seien 40 Millionen Pfund an Steuergeldern, die etwa bereits für Planung ausgegeben wurden, verschwendet, schätzte Bürgermeister Sadiq Khan.

Die Brücke hatte nie einen leichten Stand. Ihr Designer, Thomas Heatherwick, der auch die aus 204 Rosenblättern gestaltete Schale für das olympische Feuer gestaltete, machte deshalb jahrelang Werbung bei Geldgebern und in der Bevölkerung. Beistand erhielt Heatherwick von der Initiatorin des Bauwerks, der britischen Schauspielerin Joanna Lumley , die als Bondgirl berühmt wurde. Die Brücke werde "wie ein Diadem auf dem Kopf unserer fabelhaften Stadt" sitzen, schwärmte sie. London rühmt sich als grünste Metropole Europas. Die Gartenbrücke passt also ins Konzept und wurde vom Ex-Bürgermeister Boris Johnson unterstützt. Doch ob auch das aktuelle Stadtoberhaupt der Stiftung garantieren wird, künftige Kosten zu übernehmen, scheint unwahrscheinlich. Trotz der Bedenken aus allen Richtungen und der kostspieligen Verzögerungen ist der Vorsitzende der Stiftung, Lord Mervyn Davies, optimistisch. Man gehe davon aus, dass mit dem Bau dieses Jahr begonnen wird.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort