Paris und die Last der Liebe

Paris · Soll Paris die Liebesschlösser an Brücken verbieten? Am Wochenende ist ein Stück des berühmten Pariser „Pont des Arts“ unter der Last der Vorhängeschlösser eingebrochen. Nun fordern Pariser in einer Petition, den Brauch zu stoppen.

Liebe kann bekanntlich auch eine schwere Last sein. In Paris hat die Last der Liebe nun eine fatale Wendung angenommen. Ein Teil der bei romantischen Paaren als "Liebesbrücke" bekannte "Pont des Arts" gegenüber dem Louvre-Museum brach am Wochenende ein. Grund: Das Gewicht der sogenannten "love locks", wie die abertausenden metallenen Vorhängeschlösser heißen, die die Brücke in mehreren Schichten umgeben. Die Polizei musste die Brücke daraufhin räumen und sperren. Vor allem im Internet tobt seitdem ein regelrechter Sturm gegen die "Liebesschlösser".

Auf Twitter und Facebook warnen zahlreiche Nutzer vor den Gefahren des amourösen Brauchs. Immerhin fahren unterhalb der Brücke täglich Touristenschiffe mit hunderten Besuchern den Fluss auf und ab. Leicht hätte das eisenschwere Geländer in die Seine stürzen und jemanden verletzen können. Der Trend sei inzwischen vollkommen außer Kontrolle geraten, sagen auch zwei in Paris lebenden Amerikanerinnen. Sie haben eine Petition unter dem Motto "No Love Locks" gestartet, die gestern fast 8000 Unterstützer vereinigte. "Befreit eure Liebe , rettet unsere Brücken ", heißt es auf deren Webseite.

Die Stadt Paris mit ihrer neuen Bürgermeisterin Anne Hidalgo an der Spitze steht nun unter großem Handlungsdruck. Der Vorfall, bei dem rund 2,40 Meter Brückengeländer einbrachen, "bestätigt, dass unser Vorhaben, eine Alternative zu den Schlössern zu finden, eine wahre Dringlichkeit ist", räumte bereits der stellvertretende Bürgermeister Bruno Julliard ein. Er wurde von Hidalgo beauftragt, eine Lösung zu finden, die "künstlerisch, solidarisch und ökologisch" zugleich sei.

Doch müsste die Stadt den Brauch nicht einfach verbieten, wie es etwa in Berlin schon längst Praxis ist? Bisher schreckte man im Pariser Rathaus vor dieser Maßnahme zurück - auch, um das romantische Image von Paris als "Stadt der Liebe " zu bewahren. Schließlich besuchen rund 30 Millionen Menschen im Jahr die französische Hauptstadt. Und manche davon legen teils tausende Kilometer zurück, nur um dort ihr amouröses Glück zu zelebrieren und - für alle sichtbar - an den Zaun zu heften. Woher der bizarre, inzwischen international verbreitete Brauch genau kommt, ist unklar. In Paris kam er vor rund sechs Jahren auf.

Tagtäglich spazieren Pärchen aus aller Welt mit einem kleinen Vorhängeschloss in der Hand über die "Pont des Arts", befestigen es am Geländer, schwören sich mit einem Kuss ewige Treue und werfen den Schlüssel anschließend rücklings in die Seine. So beliebt ist diese Tradition mittlerweile, dass an den Gittern kein Zentimeter mehr frei ist. Geschätztes Gewicht: rund 300 Kilo pro Gitter-Meter. Aus Sicherheitsgründen wurden die kleinen Liebesbewesie in der Vergangenheit zwar immer mal wieder entfernt. Dann tauchten sie aber fast genauso schnell wieder auf.

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