„Nötig ist eine Umstellung der C02-Bepreisung“ Das sind die Gründe für die hohen Benzinpreise

Saarbrücken · Die hohen Kraftstoffpreise an den Tankstellen gehen nicht nur auf den neuen C02-Aufschlag zurück. Darauf verweist der Hauptgeschäftsführer des deutschen Mineralölwirtschaftsverbandes.

Benzinpreise: Das sind die Gründe für den Preisanstieg beim Benzin
Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Herr Küchen, wann waren die Benzinpreise zuletzt so hoch wie jetzt?

Das war vor genau zwei Jahren: Anfang Juni 2019 waren wir bei Benzin E10 wie heute bei bundesdurchschnittlich 1,50 Euro je Liter. Bei Diesel muss man bis November 2018 zurückgehen. Damals war der Ölpreis höher  als heute, dafür haben wir jetzt den CO2-Preisaufschlag auf Kraftstoffe.

Wer dreht aktuell am meisten an der Spritschraube – der Staat mit dem CO2-Aufschlag, oder die anziehende Weltkonjunktur?

Das lässt sich klar beziffern: Seit Jahresbeginn ist der Benzinpreis um 18 Cent je Liter gestiegen. Davon gehen sieben Cent auf die Einführung des CO2-Preisaufschlags, drei  Cent auf die Wiederanhebung der Mehrwertsteuer auf den alten Satz und acht  Cent auf den höheren Ölpreis. Dieser ist seit Anfang Januar von rund 50 auf 70 Dollar je Barrel gestiegen. Am Tankstellenmarkt selbst herrscht harter Wettbewerb um jeden Autofahrer. Wir geben nur die höheren Kosten weiter.

Was halten Sie von der CO2-Bepreisung für Kraftstoffe?

Ein CO2-Preis ist grundsätzlich eine gute Idee, denn er koppelt den Verbrauch an die Treibhausgasemissionen. Aktuell liegen wir bei 25 Euro je Tonne CO2. Aber das macht Benzin und Diesel nur teurer, nicht umweltfreundlicher. Eine CO2-Bepreisung muss anders gemacht werden, wenn wir erfolgreichen Klimaschutz haben wollen.

Und wie soll das gehen?

Es kann nicht dabei bleiben, dass fossile Kraftstoffe so hoch besteuert werden wie alternative Kraftstoffe, also Biofuels und synthetische E-Fuels. Die heutige Energiesteuer, eine reine Mengensteuer, muss daher umgestellt werden auf CO2: Bei Benzin könnte man einen CO2-Preis von rund 300 Euro je Tonne erheben, ohne dass die Belastung für Verbraucher steigt, weil dafür ja die heutige Energiesteuer wegfällt.  Damit hätten Anbieter einen echten Anreiz, massiv in die grünen, aber noch teureren Kraftstoffe zu investieren.

Werden sich die Preise wieder beruhigen?

Der Weltölmarkt ist immer wieder für Überraschungen gut – in beide Richtungen. Allerdings hat der Gesetzgeber auch geregelt, dass der CO2-Aufschlag auf Benzin und Diesel Jahr für Jahr weiter steigen wird.

Inwieweit könne alternative Kraftstoffe zur CO2-Einsparung beitragen?

Wichtiger Grundbaustein für einen treibhausgasneutralen Straßenverkehr ist Elektromobilität. Wir bauen daher an Tankstellen ein bundesweites Netz an Schnellladesäulen und Wasserstoff-Zapfsäulen für Brennstoffzellen-Fahrzeuge auf. Der Charme alternativer Kraftstoffe besteht jedoch darin, dass sie sofort im Fahrzeugbestand wirken. EU und Bundesregierung müssen daher den Markthochlauf aktiv unterstützen.

Um die Anschaffung eines Autos mit alternativem Antrieb werden die Leute in absehbarer Zeit nicht herumkommen, oder?

Für erfolgreichen Klimaschutz brauchen wir alle Optionen: zum einen Elektromobilität mit Batterie oder Brennstoffzelle, zum anderen klimaschonende Kraftstoffe für die klassischen Antriebe. Denn je nach Fahrzeugart und -nutzung wollen oder können viele Menschen gar nicht umsteigen. Wir brauchen also Wahlfreiheit. Die Politik ist gut beraten, sowohl den Hochlauf von E-Autos als auch von alternativen Kraftstoffen zu fördern.

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