Treffen in Washington Macron will Trumps Chef-Einflüsterer sein

PARIS Obwohl Donald Trump und Emmanuel Macron selten einer Meinung sind, verbindet sie mehr als nur das politische Geschäft. Zu sehen war das bereits beim ersten Händeschütteln, das eher zu einem Armdrücken geriet. Die Fortsetzung war dann harmonischer: Macron lud den US-Präsidenten zum Nationalfeiertag am 14. Juli nach Paris und fuhr alles auf, was die französische Hauptstadt zu bieten hat: Empfang vor dem Invalidendom, Abendessen auf dem Eiffelturm und Militärparade auf den Champs-Elysées. „Unsere Freundschaft ist unzerstörbar“, sagte Trump hinterher begeistert. Wenige Wochen später folgte die Gegeneinladung nach Washington: Als erster Ausländer kommt Macron von Montag bis Mittwoch zu einem Staatsbesuch.

Dass die beiden Staatschefs, die einen Altersunterschied von mehr als 30 Jahren haben, sich gut verstehen, kann bei der Lösung der internationalen Konflikte ein Vorteil sein. Beispielsweise beim gemeinsamen Angriff von französischer, britischer und US-Luftwaffe in Syrien. „Diese Intensität in den Beziehungen hat eine Rolle gespielt“, heißt es aus dem Elysée. Macron soll der Europäer sein, mit dem Trump den engsten Kontakt hat. Die Beziehungen zu Angela Merkel, die zwei Tage nach Macron nach Washington kommt, sind dagegen unterkühlt. „Er will Trumps europäischer Chef-Einflüsterer werden“, zitierte die britische BBC einen Diplomaten.

Noch bevor der US-Präsident mit der britischen Regierungschefin Theresa May sprach, telefonierte er zweimal mit Macron. Dass der 40-Jährige dabei seinen Freund Donald überzeugte, in Syrien nicht härter zuzuschlagen, will sein Umfeld allerdings nicht bestätigen. Überhaupt scheint der Einfluss Macrons nicht sehr groß zu sein. So verkündete der Staatschef in einem Fernsehinterview, dass er Trump überzeugt habe, länger in Syrien zu bleiben – was dieser umgehend dementieren ließ.

Meinungsverschiedenheiten mit dem unberechenbaren Trump gibt es nicht nur in Syrien, sondern vor allem in der Frage des Irans. Der US-Präsident will bis 12. Mai entscheiden, ob er aus dem unter seinem Vorgänger Barack Obama geschlossenen Atomabkommen aussteigt. „Das schlechteste Abkommen, das die USA je ausgehandelt haben“, nannte er den Text. Keine guten Voraussetzungen für Macron, dem das Abkommen besonders am Herzen liegt. Eine Entscheidung wird Trump wohl während Macrons Besuch nicht verkünden.

Überhaupt ist der Staatsbesuch eher symbolisch. Trump, der wie Macron als Außenseiter ins Präsidentenamt kam, setzt dabei auf die großen Gesten: Er gibt für das Präsidentenpaar nicht nur ein Staatsbankett im Weißen Haus, sondern Trump empfängt Macron und seine Frau in Mount Vernon, auf dem Anwesen von George Washington, dem ersten US-Präsidenten. Zuletzt war dort 1961 John F. Kennedy Gastgeber eines Präsidentendinners.

Aber auch Macron dürfte die Gelegenheit nicht verstreichen lassen, sich selbst zu inszenieren. So diskutiert er am dritten Tag seines Besuchs mit Studenten und spricht eine halbe Stunde lang vor dem Kongress. Ein Anlass, ähnlich wie diese Woche im Europaparlament die Werte der Demokratie zu verteidigen. Neben den offiziellen Terminen soll der Besuch auch die Bilder eines Staatschefs nach Frankreich bringen, der auf Augenhöhe mit den Großen der Welt ist. Viel Aufmerksamkeit liegt auf der Begegnung zwischen Brigitte Macron und Donald Trump. Beim ersten Treffen hatte der US-Präsident plump zur Première Dame, die 25 Jahre älter ist als ihr Mann, gesagt: „Du bist noch gut in Form.“

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