Skandal beim Landessportverband Jahrelanges Versagen im saarländischen Sport

Der 6. Juni 2018 geht als der bisher schwärzeste Tag in die Geschichte des organisierten saarländischen Sports ein. Noch sind die Auswirkungen des Sanierungskonzepts für den Landessportverband für das Saarland (LSVS) in ihrer Gänze nicht zu greifen.

Skandal beim Landessportverband: Jahrelanges Versagen im saarländischen Sport
Foto: SZ/Robby Lorenz

Klar ist aber: Wenn das umgesetzt wird, was Konsolidierungsberater Michael Blank vorgeschlagen und das LSVS-Präsidium abgesegnet hat, bleibt an der Hermann-Neuberger-Sportschule kein Stein auf dem anderen.

Schon die Tatsache, dass mehr als die Hälfte der Mitarbeiter beim LSVS gehen muss, bedeutet eine Zäsur. Niemandem, der mit offenen Augen durch die Sportschule gegangen ist, dürfte verborgen geblieben sein, dass die Mitarbeiterzahl in den vergangenen Jahren mehr und mehr aufgebläht wurde. Und es ist kein Geheimnis, dass nicht für jeden, der einen Job bekommen hat, auch tatsächlich Arbeit da war. Es gehört aber auch zur Wahrheit, dass das Präsidium kräftig beteiligt war, diesen Apparat so aufzublähen, dass er jetzt geplatzt ist. Die falschen Leute müssen nun büßen, während die, die die Verantwortung dafür tragen, diese von sich weisen.

Stichwort Verantwortung: Davon darf niemand freigesprochen werden, der in den vergangenen Jahren in der Führung des LSVS was zu sagen hatte oder Einfluss in LSVS-Gremien genommen hat. Das gilt für die ehemaligen Präsidenten Gerd Meyer und Klaus Meiser. Das betrifft die jeweiligen Präsidiumsmitglieder, die jahrelang die Bilanzen auf dem Tisch hatten, sie aber entweder nicht lesen konnten oder lesen wollten – was beides gleich schlecht ist. Die immer gleiche Ausrede, wie sie gerade wieder der aktuelle LSVS-Vize Franz Josef Schumann geäußert hat, der Haushalt sei ja ausgeglichen gewesen, ist für die Betroffenen ein Schlag ins Gesicht. Die Verantwortung so lapidar von sich zu weisen, ist schlicht und ergreifend skandalös.

Auch die jeweiligen Sportminister – das Ministerium hat die Rechtsaufsicht über den LSVS –, tragen Mitschuld an dem riesengroßen Scherbenhaufen, der nun zusammengekehrt werden muss. Zur Erinnerung hier die Namen des aktuellen Jahrtausends: Annegret Kramp-Karrenbauer (2000 bis September 2007), Klaus Meiser (September 2007 bis November 2009), erneut AKK (November 2009 bis August 2011), Monika Bachmann (August 2011 bis November 2014), Klaus Bouillon (seit November 2014).

Der Blick in die Zukunft der Sportförderung, der Leistungssportler und der Nachwuchsförderung rund um die Sportschule fällt düster aus, wenn das Sanierungskonzept so umgesetzt wird, wie es vorgeschlagen wurde. Was ließ Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) zum Konzept verlauten? „Die Missstände beim Sportverband dürfen weder auf dem Rücken unserer Top-Athleten, noch auf dem der vielen in Vereinen engagierten Saarländerinnen und Saarländer ausgetragen werden.“ Aber genau das passiert – seit Monaten und wohl auch in Zukunft. Sport kostet Geld, wie Soziales, Kultur oder Bildung – aber es drängt sich leider der Eindruck auf, dass vielen in der Politik der Sport nichts wert ist.

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