Wem Ehre gebührt: Späte Verneigung vor Hanns Schönecker

Saarbrücken · Ehe das Saarlandmuseum im April zwecks Umbau bis 2017 schließt, erinnert sich das Haus verdienstvollerweise seiner baulichen Wurzeln. Eine kleine Schau in der alten Studiogalerie (im Souterrain des dritten Pavillons) illustriert die Historie des Schönecker-Baues.

Es soll Leute geben, die bis heute nicht glauben wollen, dass man es ernst meint, wenn man das Saarlandmuseum einen der herausragenden Museumsbauten Deutschlands nennt. Eine Erfahrung, die nicht nur Roland Mönig, künstlerischer Vorstand der Stiftung Saarländischer Kulturbesitz, gemacht hat. Fraglos aber ist die vor 40 Jahren, am 17. September 1976, eröffnete Moderne Galerie des St. Ingberter Architekten Hanns Schönecker eine Bauskulptur, die bis heute nichts von ihrer bezwingenden Schönheit verloren hat. Sofern man im Rohbau des 4. Pavillons keinen Anschlag darauf sieht.

Weshalb das Saarlandmuseum gut daran tat, die letzte Sonderausstellung vor seiner Schließung bis 2017 - ob der komplexen Baumaßnahmen wäre es politisches Harakiri, heute ein Datum für die Wiedereröffnung zu nennen - der Historie des Schönecker-Baues zu widmen. Eine Verneigung, die ihm gebührt. Schönecker war 1962 als zweiter Preisträger mit Planungsauftrag aus dem Wettbewerb hervorgegangen. Unter 46 eingereichten Entwürfen, allesamt aus dem Saarland, hatte die Jury keinen Siegerentwurf bestimmt. Von der Ausschreibung bis zur Fertigstellung des letzten der drei Pavillons gingen 14 Jahre ins Land. Na dann - könnte man da mit Blick auf den "Skandalbau" nebenan sarkastisch einwenden.

Hanns Schönecker hat immer die "dienende Funktion" seines Ensembles betont. "Der Bau sollte zurücktreten und für die Kunst da sein" - ein Zitat von ihm setzt gleich zu Beginn ein Ausrufezeichen. Gilt heute doch oft das Gegenteil. Vorbilder für Saarbrücken waren das Essener Folkwang Museum und das Louisiana Museum of Modern Art im dänischen Humlebæk. Mit Rudolf Bornschein, Gründungsdirektor des Museums und Spiritus Rector der heutigen Sammlung, war Schönecker auf große Besichtigungsfahrt gegangen. Wichtig, auch daran erinnert die von Hanna Büdenbender kuratierte kleine Schau, war ihm die behutsame Einfügung des Ensembles in die Parklandschaft an der Saar (rund um die 1965 trotz Protesten dem Museumsbau geopferte Villa Rexroth). Auf einem Foto aus den 70ern verschwindet "sein" Museum fast hinter Bäumen.

Bereits zwei Jahre nach Fertigstellung 1976 (sprich dem Wechselausstellungs-, dem Eingangs- und den drei Sammlungspavillons) kamen Überlegungen für einen vierten Pavillon auf. 1982 legte Schönecker einen (aus Kostengründen unrealisiert gebliebenen) Entwurf vor - auf demselben Baufeld, auf dem nun der Vierte Pavillon seiner ästhetischen Rettung und baulichen Vollendung harrt. Dass Schöneckers zierlicher Entwurf sich nahtlos in den Bestand einfügte, erklärt sich daraus, dass er einen unterirdischen Saal von 1000 m{+2} vorsah.

Wem die alten Fotos, Entwurfsskizzen, Textdokumente (und die vertiefenden Informationen auf ausliegenden Tablets) nicht genügen, der sollte auf den alten Eames-Chairs aus der einstigen Cafeteria Platz nehmen und eintauchen in alte SR-Filme: Interviews mit Bornschein und Schönecker, Lokalkolorit, weihevolle Berichte von der Eröffnung 1976. Drei Millionen Mark habe das Museum gekostet, erfährt man da, wobei, wie Bornschein betont, "ein wesentlicher Teil aus Spenden stammte". Undenkbar heute.

Bis 24. April (Di-So: 10-18 Uhr, Mi: 10-22 Uhr). Zur Ausstellung ist eine reich bebilderte Broschüre erschienen (Preis: 8,90 €).

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