Klassik in der Saarbrücker Congresshalle Unkonventionelles Programm begeistert

Saarbrücken · Das Staatsorchester bot am Sonntag in der Congresshalle eine deutsche Erstaufführung von Gabriel Prokofiew.

Mit einem außerordentlichen Programm überraschte gestern das Saarländische Staatsorchester im 2. Sinfoniekonzert in der Congresshalle. Modest Mussorgskis „Eine Nacht auf dem kahlen Berg“ gehört zu den sinfonischen Standards. Zum Konzertstart war es eine gute Wahl.

Dann eine deutsche Erstaufführung: Violinkonzert „1914“ von Gabriel Prokofiew. Nein, kein Druckfehler! Gabriel ist der Enkel des berühmten Russen Sergej und hat dessen Talent geerbt. Der vielseitige Musiker geht in seinem Konzert, das mehr eine sinfonische Dichtung mit Solo-Violine ist, einen interessanten Weg. Es ist ein musikalisches Tagebuch, das Kriegsereignisse von 1914 aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet und in faszinierende Stimmungsbilder verwandelt. Die Solo-Violine (perfekt Charlie Siem) ist in den Orchesterklang integriert und Teil des vielschichtigen Klanggemäldes. Sieben Schlagzeugern plus Pauke kommen wesentliche farbliche und rhythmische Aufgaben zu, Bläser und Streicher werden mit ungewöhnlichen Spieltechniken gefordert. Gebet, Märsche, Ängste, Maschinelles, Erschöpfung, Kampfchaos sind Stationen, die instrumental beeindruckend illustrieren bis hin zum Ende der „alten Welt“ und dem Anfang einer „neuen Welt“ in zeitgenössischem Klanggewand. Dirigent Roger Epple machte dies mit schnörkelloser, präziser, klassischer Schlagtechnik zusammen mit dem Orchester zu einem beeindruckend spannenden Erlebnis.

Zu einer ebenso großartigen Orchesterleistung wurde abschließend das „Konzert für Orchester“ von Witold Lutoslawski. Angeregt durch Bartóks gleichnamiges Werk sind vielfach folkloristische Motive darin versteckt und alle Orchesterregister können sich solistisch präsentieren. Das Orchester war in Hochform, der lange Beifall bestätigte eine beeindruckende Leistung. Bravo.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort