Musikalisches Esperanto

Saarbrücken. Kommuniziert wird auf deutsch, englisch, türkisch, im Kauderwelsch und per Handzeichen. "Wir haben durchaus Mitglieder ohne gemeinsame Sprache", sagt die Saarbrücker Oboistin Sandra Sinsch. Gemeint ist das "Pera-Ensemble", benannt nach einem Stadtteil Istanbuls, in dem sich seit der Antike Menschen verschiedener Herkunft, Religionen und Kulturen treffen

Saarbrücken. Kommuniziert wird auf deutsch, englisch, türkisch, im Kauderwelsch und per Handzeichen. "Wir haben durchaus Mitglieder ohne gemeinsame Sprache", sagt die Saarbrücker Oboistin Sandra Sinsch. Gemeint ist das "Pera-Ensemble", benannt nach einem Stadtteil Istanbuls, in dem sich seit der Antike Menschen verschiedener Herkunft, Religionen und Kulturen treffen. In der 2005 gegründeten, international besetzten Gruppe musizieren Spezialisten für historische Aufführungspraxis mit Mitgliedern des türkischen Staatsensembles für Alte Musik: Klassische türkische Musik und europäische Kunstmusik werden zu neuen Klangwelten verschmolzen. Musikwissenschaftliche und historische Forschungen bilden die Grundlage für das Repertoire, das insbesondere aus bislang unentdeckten beziehungsweise rekonstruierten Fassungen alter Werke sowie selten aufgeführten Kompositionen besteht. Istanbul ist in diesem Jahr Europäische Kulturhauptstadt, passend dazu ist es der Völklinger Konzertreihe "Concertare" nun gelungen, das Ensemble für zwei Konzerte in Kooperation mit Ramesch e. V. nach Völklingen zu verpflichten. Weil aber Concertare wie 2009 auch CD-Produktionen mit der "Lautten Compagney" Berlin fördert, sind acht Virtuosen jetzt für einige Tage in Saarbrücken, um im Domicil Leidinger das Programm "Levante" einzuspielen: Renaissance- und Frühbarock-Musik aus dem Mittelmeerraum, wo ab Mitte des 16. Jahrhunderts dank intensiver Handelsbeziehungen ein reicher kultureller Austausch stattfand. "Ein großer Teil der europäischen Kunstmusik wäre ohne osmanische Einflüsse gar nicht denkbar", erläutert Sinsch, die mit dem künstlerischen Leiter Mehmet Cemal Yesilcay die Programme konzipiert. Doch sei "es schwer, ein passendes Repertoire zu erarbeiten, weil in der türkischen Tradition vieles nur mündlich überliefert ist". Als weitere Hürde erwies sich die komplizierte Notation: "Manchmal sind wir selbst erstaunt, wie es klingt." Zum Einsatz kommen Gambe, Theorbe, Viola d'Amore, Ud, Kemençe und Percussion. kekAm 10. und 11.9. gibt das Pera-Ensemble in großer Besetzung bei "Concertare" zwei Konzerte (eins für Kinder, eins für Erwachsene) mit Hochbarock-Repertoire.

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