Kunst als Visitenkarte

Homburg · Die Homburger „Comebeck Consulting“ bietet professionelle Kunstberatung für Firmen, aber auch Privatpersonen an. Dabei geht es nicht um den Erwerb, sondern um die Miete eines „Kunstpaketes“, das individuell geschnürt wird.

 Farbe oder schwarz-weiß? Abstrakt oder figurativ? . . .

Farbe oder schwarz-weiß? Abstrakt oder figurativ? . . .

 Kunst kann Kunden beeinflussen. Fotos: Simon Oos

Kunst kann Kunden beeinflussen. Fotos: Simon Oos

Ein Wartezimmer, zum Beispiel in einer Arztpraxis. Dort sitzen Patienten zuweilen stundenlang. Oft vertreiben sie sich die Langeweile mit den ausgelegten Zeitschriften. Oder sie betrachten die Kunstwerke , mit denen Ärzte gerne ihre Räume schmücken. Ob das Ambiente stimmig ist, in dem ein Unternehmen seine Kunden empfängt, hat keinen unwesentlichen Einfluss auf den Geschäftserfolg, Studien belegen das. Ob Arztpraxis, Anwaltskanzlei oder Werbeagentur - nicht immer passt aber das, was an den Wänden hängt, zum Unternehmen. Denn Kunst wirkt - wenn auch meist unbewusst - auf die Wahrnehmung des Patienten, Mandanten oder Kunden . Oft ist sie ein Statussymbol, immer aber eine Art Visitenkarte und sollte daher ins "Corporate Design" der Firma passen. Auf dieser Annahme fußt zumindest die Kunstberatung der Homburger "Comebeck Ltd.", zu der auch die Galerie Beck gehört. Ihr Geschäftsmodell: Wie kann man Kunst als Mittel der Unternehmenskommunikation einsetzen? "Es geht darum, eine Kanzlei, eine Praxis oder eine Firma mit Hilfe von Kunst so zu inszenieren, dass bestimmte Botschaften transportiert werden", erklärt Simon Oos, der die Beck-Kunstberatung leitet. Um Kunstgeschmack geht es hier ausdrücklich nicht.

"Kunst muss funktionieren, nicht gefallen", bringt es der 24-Jährige nüchtern und pragmatisch auf den Punkt. Und zwar als Werbemittel zur Kundenbindung. Kunst muss sich also rechnen? "Genau das. Die Inszenierung einer Firma in ihren repräsentativen Räumen, das ist unsere Dienstleistung", erklärt er und gibt ein Beispiel aus der Praxis: Einer seiner Klienten, ein junger Anwalt, wollte sein Image in Sachen Kompetenz und Seriosität verbessern. Oos hängte daraufhin die Fotografien diverser Surfurlaube in dessen Kanzlei ab und ersetzte sie durch grafisch-strenge "Hard Edge"-Malerei. An der fand der junge Anwalt zwar nicht so recht Gefallen, aber sein "Beach Boy"-Image konnte er erfolgreich ablegen, berichtet der studierte Kunsthistoriker. "Je nachdem, welche Kunst man aufhängt, ändert sich auch die Atmosphäre und damit die Wahrnehmung". Das macht sich die Kunstberatung zunutze.

Das Entscheidende an diesem Modell: Statt Kunst zu kaufen, wird sie aus dem Bestand der Galerie Beck gemietet für eine monatliche Rate, die zwischen 150 und 200 Euro liegt. "Unsere Sammlung ist sehr groß. Wir können sehr viele Stile anbieten", sagt Oos. Die Miete richte sich dabei nicht nach dem Marktwert der Kunstwerke , sondern nach dem individuellen Gesamtkonzept für die jeweiligen Kunden und deren Räumlichkeiten.

Mittlerweile ist die Kunstberatung Beck überregional im Geschäft, viele Kunden stammen aus Luxemburg, im Dreiländereck entstehe gerade ein neuer interessanter Markt, berichtet Simon Oos. Kunst um der Kunst selbst Willen - die gibt es bei ihm nicht.

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