Zehn Jahre KuBa am Eurobahnhof Von der Kunst, mit wenig viel zu tun

Saarbrücken · Das KuBa Kulturzentrum am Saarbrücker Eurobahnhof wird zehn Jahre alt. Es hat sich als Kulturort fest etabliert, trotz chronischer Unterfinanzierung.

 Starkes Team seit fast zehn Jahren: Die Kuratoren Andreas Bayer (l.) und Armin Schmitt mit KuBa-Initiatorin Michaela Kilper-Beer.

Starkes Team seit fast zehn Jahren: Die Kuratoren Andreas Bayer (l.) und Armin Schmitt mit KuBa-Initiatorin Michaela Kilper-Beer.

Foto: Iris Maria Maurer

Im KuBa – Kulturzentrum am Eurobahnhof – laufen die Vorbereitungen auf Hochtouren für das große Fest zum zehnjährigen Bestehen. Am Freitag (18 Uhr) ist es soweit. So viele Menschen haben sich bereits angemeldet, dass der Festakt draußen stattfinden muss. „Hoffentlich hält das Wetter“, bangt Michaela Kilper-Beer. Die erste Vorsitzende des Vereins, der das KuBa trägt, müsste sonst ein Zelt aufbauen lassen. „Viel zu teuer“, sagt sie. Also muss der Wettergott helfen, hofft die Frau, ohne deren Mut und Engagement es das KuBa nie gegeben hätte. Ansonsten bliebe wieder nur das Betteln bei den Sponsoren, mit deren Zuschüssen sich die Kultureinrichtung nun schon seit Jahren über Wasser hält – gerade so, denn die institutionelle Förderung reiche bei weitem nicht, so Kilper-Beer.

2007 startete die damals arbeitslose Buchhändlerin beim „Tag der Bildenden Kunst“ mit 35 Künstlern im ehemaligen Schulungsgebäude der Deutschen Bahn auf dem Gelände hinter dem Hauptbahnhof, damals eine Industriebrache. 3000 Leute kamen, der Ort schlug ein wie eine Bombe. „Ich hatte mich in dieses Gebäude verliebt“, erinnert sie sich. Und in die Idee, ein innovatives Kunstprojekt zu entwickeln, wo Kreative aus vielen Bereichen arbeiten, ausstellen und neue, genreübergreifende Formate entwickeln können. Michaela Kilper-Beer mietete das Haus dann erst einmal auf eigene Rechnung.

Eine runde Sache wurde das ganze Unterfangen, als zwei weitere Kunst-Fanatiker an Bord kamen: Andreas Bayer und Armin Schmitt. Sie verantworten fast seit Beginn das künstlerische Programm – zwei Profis im Ehrenamt. Heute besteht das mit Hilfe der GIU teilsanierte KuBa aus Ateliers, in denen sich zurzeit 20 Künstler eingemietet haben. Es gibt die KuBa-Kantine als Veranstaltungs- und Ausstellungsraum und eine kleine Galerie. Entstanden ist ein einzigartiger Kulturort, der über die Landeshauptstadt hinausstrahlt. Hier wird experimentiert in einem spartenübergreifenden Programm. Neben Kunstausstellungen gibt es performative Lesungen, die Reihe „Hörbar“ mit klangkünstlerischen Projekten, Performances aller Art.

Die Interaktion zwischen Künstlern und Publikum wird hier gelebt. „Wir wollen niedrigschwellige Angebote für ein großes Publikum machen, sehen uns aber nicht als Konkurrenz zu anderen Galerien oder Museen“, sagt Armin Schmitt. Mittlerweile gibt es sogar Kooperationen und den Austausch von Künstlerin aus Nantes oder Lüttich. Bei „Artmix“, dem Künstleraustausch in der Großregion, ist das KuBa involviert. Jedes Jahr finden künstlerische Workshops für Kinder und Jugendliche statt. Mitte September 2012 zog schließlich das (vom Wirtschaftsministerium geförderte) Kreativzentrum Saar ein als Beratungsstelle für Kreativschaffende in der Region.

„Das KuBa ist heute künstlerische Heimat für viele, es hat eine große Sogwirkung“, sagt Andreas Bayer. „Wir machen mit extrem geringen Mitteln sehr viel“, bemerkt der hauptberuflich an der HBK Saar Beschäftigte. Bayer mit seiner Expertise ist ein Glücksfall für das KuBa. 2013 kuratierte er die Landeskunstausstellung, zudem legt er trotz großer Affinität auch zu experimenteller Kunst Wert darauf, immer wieder auch Werke aus der Kunstsammlung des Saarlandes zu zeigen. Armin Schmitt, im Brotberuf beim Landesamt für Pädagogik und Medien, bringt seine langjährige Erfahrung als Festivalmacher ein (,,Schichtwechsel“).

Doch die Macher, die mit viel Herzblut und unzähligen ehrenamtlichen Arbeitsstunden ans Werk gehen, sehen eine Grenze erreicht. „Wir brauchen dringend mehr institutionelle Förderung“, mahnt Kilper-Beer, die über die Jahre gelernt hat, Klinken zu putzen. Zwar habe man treue Sponsoren wie die Sparkasse Saarbrücken, die SaarLB oder die Stiftung der Metall- und Elek­troindustrie Saar. Doch deren Gelder seien immer projektbezogen. „Wir brauchen mindestens 180 000 Euro jährlich für Personal-, Betriebs- und Instandhaltungskosten“, rechnet sie vor. Dagegen steht eine institutionelle Förderung von 50 000 Euro vom Kultusministerium plus projektbezogene Mittel (in diesem Jahr rund 16 000 Euro). Die Stadt Saarbrücken fördert das KuBa dieses Jahr mit 23 000 Euro, ausschließlich projektbezogen. Und das heißt: freiwillig und insofern unberechenbar. Und so klaffte auch in diesem Jahr wieder ein existenzbedrohendes Finanzierungsloch (rund 100 000 Euro), das die rege Vorsitzende kreativ zu stopfen vermochte.

Im Jubiläumsjahr hat sie Glück: Am Freitag wird Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer dem KuBa persönlich gratulieren – mit einem Scheck über 30 000 Euro aus Mitteln der Staatskanzlei, so Kilper-Beer. Das (Wahl-) Geschenk kommt zur rechten Zeit. „Im nächsten Jahr gehen die Finanzierungsprobleme aber wieder von neuem los“, weiß sie. „Das ist keine Grundlage für professionelle Arbeit“, sagt Andreas Bayer ernüchtert.

„Alle finden uns klasse, aber das reicht nicht. Wir brauchen mehr Mittel“, fordert Michalela Kilper-Beer, die ihr „Baby“ in Gefahr sieht. Dass es im KuBa trotzdem auf so hohem Niveau weitergeht, liegt an dem selbstausbeuterischen Engagement dieses Dreier-Teams und treuer Helfer.

Die Jubiläumsfeier beginnt am Freitag um 18 Uhr. Gleichzeitig wird der diesjährige Herbstsalon in der Kantine und im Atelierhaus eröffnet mit Arbeiten der KuBa-Künstler. Er läuft bis 6. Oktober. Um Anmeldung wird gebeten unter info@kuba-sb.de

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