Geläut ferner Welten bei den Mettlacher Kammermusiktagen

Mettlach · Aus der jungen deutschen Pianisten-Generation gastierte an Mariä Himmelfahrt Alexander Schimpf bei den Kammermusiktagen Mettlach. Mit enormen technischen Fähigkeiten, weit gespannter Klanggestaltung, tiefer Emotionalität. Doch warum arbeitete er so extensiv mit dem linken Pedal? Es nahm den acht Klavierstücken op.76 von Brahms im oberen Register Glanz, verlieh den dunklen Farben Dominanz. Die Farbigkeit der vier Capriccios und Impromptus wurde dadurch nicht bereichert, auch wenn Schimpf die Emotionen von "anmutig" über "unruhig" bis "aufgeregt" eindrucksvoll spiegelte.

Alexander Skrjabins 7. Sonate, "Weiße Messe" genannt, fand in Schimpf einen kongenialen Interpreten, der alles, was möglich war, aus dem Flügel herausholte: energetische Ekstase, Klangexplosionen, mystisches Geläut ferner Welten, die frenetisch-irrwitzige finale Steigerung. Mit Chopin ging es zurück in romantisch-bequeme Klangräume. Sein Impromptus Fis-Dur, Klangimpression in "offener" Form führte zur gewichtigen h-moll-Sonate. Mit viel rechtem Pedal versuchte Schimpf wohl, gegen die trockene Akustik des Refektoriums der Alten Abtei zu wirken. Doch Strukturen, die klar gemeint waren, verschwammen so oft ins Undeutliche. Im Finalsatz spürte man die pianistische Anstrengung, die sich aber nicht im Klang spiegeln sollte.

Schöner Gegensatz wurde die Zugabe: Claude Debussys "Et la lune descend sur le temple qui fut", eine fantastische Schwärmerei aus den Images II, feinsinnig koloriert, mit fernöstlichen Anklängen und sehnsüchtiger Triolenmelodie. Ein Nachtstück bei strahlendem Sonnenschein. Mehr Kontrast geht nicht.

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