Eingefangenes Licht

Saarbrücken · Formen lösen sich in Unschärfe auf, Farben zerstäuben zu feinem Nebel: Die Nachtaufnahmen aus europäischen Metropolen von Axl Klein und Martin Repplinger, zu sehen bei Zimmerling & Jungfleisch, entwickeln eine eigene Ästhetik.

 Die Arbeit „Untitled #29“ (LamdaFotobelichtung hinter Acryl auf Alu-Dibond). Foto: Klein/Repplinger

Die Arbeit „Untitled #29“ (LamdaFotobelichtung hinter Acryl auf Alu-Dibond). Foto: Klein/Repplinger

Foto: Klein/Repplinger

Wer in diesen Tagen die Galerie Zimmerling & Jungfleisch betritt, staunt nicht schlecht. Eine der renommiertesten Galerien Deutschlands für Urban Art zeigt nicht etwa neue Graffiti-Leinwände sondern Fotografien. Betrachtet man sich die Arbeiten näher, stellt man schnell fest, dass das gut passt. Zu sehen sind Werke der saarländischen Fotografen Axl Klein und Martin Repplinger. Beide arbeiten als Werbefotografen, immer wieder sind sie als Team aber auch künstlerisch tätig. Zuletzt entstand das Projekt ZORN, für das Klein 56 Prominente in Großaufnahme fotografierte, während diese zornig schauten. Repplinger war für die Postproduktion zuständig.

Nun sind sie nachts durch europäische Metropolen gezogen und haben fotografiert, was ihnen spannend erschien. Es sind Ausschnitte aus der urbanen Architektur des Großstadtdschungels: Straßenschluchten, Brücken, Tunnel, Flüsse. Alle Bilder sind von einer starken Unschärfe geprägt, die nur noch erahnen lässt, was da abgelichtet wurde. Nicht mal Formen und Farben kann man so ganz trauen, denn die Formen lösen sich in der Unschärfe auf und die Farben zerstäuben zu feinen Nebeln. Damit wird die Fotografie auf ihr Grundelement zurückgeführt. Die Arbeiten sind nicht mehr viel mehr als eingefangenes Licht. Wie die beiden das hinbekommen, wollen sie nicht erzählen. Nur so viel: Sie arbeiten mit einer Lochkamera und zweifachem Fotografieren und nicht etwa mit Photoshop und Computer. Das Spiel aus Licht und Farbe wird mit dieser Technik betont und die Konturen gehen verloren. Die Präsentation als Lambda-Fotoabzug auf Alu-Dibond lässt die Farben noch satter erscheinen und das Licht noch stärker strahlen. Ungewöhnlich ist das Format: Alle Fotos sind quadratisch. Das nimmt den Bildern den Eindruck einer typischen Fotografie.

"Uncertain" heißt der Ausstellungstitel, "unsicher" ist hier fast alles: die Stadt, der Ort, das Abgebildete. Die Serie umfasst 27 Werke, ausgestellt sind 15. Wieder ist der Galerie eine sehenswerte Ausstellung gelungen, die dem Betrachter mehr abverlangt als reinen Konsum von Kunst. Das Wagnis, vom etablierten Konzept abzuweichen, hat sich gelohnt.

Bis 27. August. Di, Do, Fr: 15-19 Uhr; Mi: 10-12 Uhr und 15-20 Uhr, Sa: 11-15 Uhr.

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