Städtische Galerie in Neunkirchen Starke Frauen aus zarten Gespinsten

Neunkirchen · Die Städtische Galerie Neunkirchen zeigt einen Überblick über das Werk der aus Israel stammenden Künstlerin Zipora Rafaelov.

 Eine der filigranen Arbeiten von Zipora Rafaelov

Eine der filigranen Arbeiten von Zipora Rafaelov

Foto: VG Bild-Kunst Bonn/Olaf Bergmann

Im Zentrum des Ausstellungsaales der Städtischen Galerie Neunkirchen hängt in einem eigenen Kabinett ein riesiger Kubus aus weißen Latten. Seine Seitenwände sind bespannt mit einem unregelmäßigen Netz aus weißen Fäden an dessen Knotenpunkten sich kleine flache Symbole befinden. Es sind Alltagsgegenstände, Pflanzen und Tiere. Die weißen Linien verbinden die Symbole vor dem Auge des Betrachters zu kleinen Geschichten. Immer neue Kombinationen sind möglich und lassen die Installationen und Skulpturen interaktiv werden.

Das neueste Werk von Zipora Rafaelov ist ein Recylingprodukt. Die „Dinge“ stammen aus einer Werkserie aus dem Jahr 2001. Damals hatte die 1954 in Israel geborene Künstlerin die Gegenstände in reduzierten Formen aus dünnen Holzplatten ausgesägt und als Reliefe scheinbar wahllos neu sortiert. Die übrig gebliebenen Platten hängte sie als Negativformen an die Wand oder formte sie zu Kuben und beleuchtete diese von innen. Licht und Schatten wurden in ihrem Werk immer bedeutsamer und die Übersetzung der Zeichnung in den Raum wichtiger.

Diesen Weg ist die Künstlerin kontinuierlich weitergegangen. Anfangs verknüpfte sie die Gegenstände an weißen Schnüren streng vertikal oder horizontal zu linearen Skulpturen. Linie und Raum und das Spiel mit Licht und Schatten  gewannen immer stärker an Bedeutung. Mitte der 2000er Jahre entdeckte Rafaelov den Scherenschnitt. Zum zentralen Thema wurde die Frau als Archetypus. Ein bisschen meint man in den Frauen immer auch etwas von der Künstlerin selbst zu entdecken, etwa in den fünf Arbeiten zu den menschlichen Sinnen, deren Motive an Nymphen- oder Musendarstellungen erinnern. Die Motivwelten drohen manchmal ins Kitschige zu kippen, werden durch die Ausführung aber nie zu gegenständlich.

Ihre Scherenschnitte wurden zu komplexen Gespinsten aus zarten Linien, die sich immer mal wieder verdichten oder verdicken und dann wieder zart auslaufen. Die Werke aus transluzentem Pergamentpapier hängen in tiefen rückwandfreien Rahmen direkt hinter der Glasscheibe. Auch hier entsteht ein Spiel mit Licht und Schatten. Licht wird zu bildhauerischem Material.

Eine Serie von Pin-up-Girls geht noch einen Schritt weiter. Rafaelov kolorierte das Papier in kräftigen Tuschefarben, die wie eine zarte Lasur haften blieben und entrückt die leicht bekleideten Mädchen in lasziven Posen vor märchenhafte Hintergründe, die sich nur schwer entschlüsseln lassen. So überhöht die Künstlerin die Frauen, lässt sie selbstbewusst und stark erscheinen. 

In ihren neuesten Arbeiten kehrt die seit 1981 in Düsseldorf lebende Rafaelov wieder in die dritte Dimension zurück. Sie nutzt dünne Plastikfäden, erhitzt diese und formt aus dem zähen Material lineare Skulpturen. Wieder sind es vor allem Frauen, die sie als Reliefe oder puppenhafte Wesen inszeniert und wieder steht die Linie im Vordergrund.

Läuft bis 4. November. Geöffnet:
Mi, Do, Fr 10-18 Uhr. Sa 10-17 Uhr. So/feiertags 14-18 Uhr.

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