Die Putzfrau kommt aus dem Internet

Berlin/Saarbrücken · Das Waschbecken schon wieder schmutzig, die Dusche verkalkt? Da hilft eine Putzfrau. Oft läuft das schwarz. Am Markt noch neue Unternehmen wollen das nun ändern, im Gegenzug aber auch ordentlich mitkassieren.

. Studentenbuden sind auch nicht mehr das, was sie mal waren. Wer in Städten wie Hamburg, München, Köln oder Saarbrücken nach einer Wohngemeinschaft sucht, stolpert immer wieder über den Satz: "Wir haben eine Putzfrau." Was früher dem begüterten Bürgertum vorbehalten war, ist in der Gesellschaft heute fester Bestandteile vieler Haushalte. Und die bezahlte Sauberkeit könnte bald noch mehr Leute erreichen: Durch das Geschäft über das Internet . Unternehmen wie Book a Tiger, Helpling, Homejoy und Clean Agents vermitteln online Putzkräfte. Ihre Kunden wollen sie vor allem aus der Schattenwirtschaft abziehen - denn das meiste in der Branche läuft nach wie vor unter der Hand. "Da herrscht in weiten Teilen Schwarzarbeit ", sagt Johannes Bungart vom Bundesinnungsverband des Gebäudereiniger-Handwerks. Das Bundesfamilienministerium schätzt den Marktanteil der Schwarzarbeit sogar auf 66 bis 95 Prozent. Jeder achte Haushalt beschäftige eine bezahlte Haushaltshilfe.

Die neuen Anbieter werben damit, Putzkräfte zu Stundenpreisen zu vermitteln. Legal, ohne Papierkrieg für den Kunden und teils steuerlich absetzbar. "Unser größter Wettbewerber ist der Schwarzmarkt", sagt ein Sprecher des Start-ups Helpling, das von Saarbrücken bis Chemnitz Putzkräfte vermittelt. Die Stunde Scheuern und Staubfegen kostet 12,90 Euro - davon landen 10,32 Euro bei der Putzkraft. Die ist nicht angestellt, sondern arbeitet als Selbstständige. Die Anbieter kassieren eine Provision.

So ist das auch bei Maria Esperanza Echenique. Nach einem Vorstellungsgespräch und einer Runde Probeputzen reinigt sie mehrmals die Woche fremde Wohnungen. Anstrengend findet sie verkrustete und dreckige Böden. "Dann musst du das dreimal machen, wenn es gut werden soll", erzählt die Chilenin, die mit ihrem Mann nur für ein paar Jahre in Deutschland lebt. Echenique hat studiert und als Stewardess gearbeitet. Heute legt sie auf einer Internetkarte ihren Arbeitsradius fest und ihre Putzaufträge kommen per Mail. Wie groß der Markt für haushaltsnahe Dienstleistungen ist, lässt sich wegen der Schwarzarbeit schwer sagen. Der Bundesinnungsverband sieht die neuen Anbieter etwas skeptisch. Die Putzkräfte seien selbstständig und müssten von ihrem Geld noch die Beiträge zur Kranken- und Rentenversicherung zahlen. Deshalb schätzt der Bundesverband, dass die Selbstständigen am Ende pro Stunde weniger verdienen als angestellte Gebäudereiniger. Für die gilt in Deutschland ein Mindestlohn von 9,31 Euro pro Stunde im Westen und 7,96 Euro im Osten. Das Bundesfamilienministerium sieht Potenzial im Vermittlungsgeschäft. Eine Haushaltshilfe kann berufstätige Eltern entlasten. Das Ministerium denkt selbst über eine von der Bundesregierung geförderte Dienstleistungsplattform nach.

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