Bonus-Frage bleibt offen

Wolfsburg · Ist es angemessen, den VW-Vorständen in der Abgas-Krise millionenschwere Boni zu zahlen? Über diese Frage diskutierte gestern der Aufsichtsrat des Autobauers. Allerdings ohne Ergebnis.

 VW-Chef Matthias Müller will Berichten zufolge eine Kürzung der Vorstands-Boni anstoßen. Foto: Stratenschulte/dpa

VW-Chef Matthias Müller will Berichten zufolge eine Kürzung der Vorstands-Boni anstoßen. Foto: Stratenschulte/dpa

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Im Streit um die Bonuszahlungen für den Vorstand von Volkswagen ist noch keine Entscheidung gefallen. "Die Vorstandsboni sind Gegenstand laufender Diskussionen in den VW-Gremien. Deren Ergebnis kann und möchte ich nicht vorweggreifen", erklärte Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD ) gestern nach einer Sitzung des Aufsichtsratspräsidiums von VW in Wolfsburg . Laut Informationen von "Süddeutscher Zeitung", NDR und WDR dringt das Land Niedersachsen, einer der Hauptaktionäre des Autobauers, darauf, dass der Vorstand von Volkswagen wegen der Abgasaffäre vollständig oder zumindest weitgehend auf Bonuszahlungen verzichtet. Eine Einigung muss es bis spätestens Ende des Monats geben. Am 28. April stellt Volkswagen seine Jahresbilanz vor. Vorstandschef Matthias Müller und einige seiner Vorstandskollegen haben zusätzlich zu ihren Gehältern in Millionenhöhe Anspruch auf Boni in Höhe von 2,5 Millionen Euro und teilweise deutlich mehr. Das gilt selbst dann, wenn VW das Geschäftsjahr 2015 wegen der Abgas-Affäre mit Verlust abschließen sollte. Denn die Jahre 2012 bis 2014, nach deren Entwicklung sich die Bonuszahlungen richten, liefen gut für den Konzern.

Nach Ansicht des Landes Niedersachsen seien hohe Boni wegen der Abgas-Affäre aber niemandem mehr vermittelbar, weder der Bevölkerung noch den Geschäftspartnern und Kunden von VW , hieß es. Laut "Bild am Sonntag" will Vorstandschef Müller eine Kürzung um knapp ein Drittel vorschlagen. Diese Regelung würde demnach die neun Vorstandsmitglieder betreffen, aber auch 2015 ausgeschiedene Top-Manager wie Martin Winterkorn . "Spiegel Online" hatte bereits am Donnerstag berichtet, dass die Top-Manager von VW allenfalls eine Kürzung ihrer Boni hinnehmen würden. Herbert Behrens, Obmann im Verkehrsausschuss des Bundestages und Vorsitzender der Linken in Niedersachsen, erklärte: "Angesichts der nach wie vor ungewissen Folgen der Abgas-Betrügereien für den VW-Konzern wären leistungsbezogene Boni ein Schlag ins Gesicht der um die Zukunft ihrer Arbeitsplätze besorgten Kollegen."

In einem anderen Streitpunkt gab es gestern eine Einigung: Konzernvorstand und Betriebsrat kamen überein, eine Rahmenvereinbarung über die strategischen Eckpunkte für die künftige Ausrichtung der Marke Volkswagen und ihrer weltweiten Standorte und Märkte zu treffen, teilte der Konzern mit. Für die deutschen Volkswagen-Werke sollen in diesem Zusammenhang verbindliche Standortsicherungspakete abgeschlossen werden.

Meinung:

Verzichten um der Sache willen

Von SZ-RedakteurJoachim Wollschläger

Die Frage der Vorstandsboni ist vertrackter, als sie auf den ersten Blick scheint. Rechtlich steht den VW-Vorständen ihr Bonus zu, denn er wird für zurückliegende Erfolge gewährt. Moralisch und auch für die Zukunft des Unternehmens wäre es allerdings fatal, jetzt auf diesen Bonus-Zahlungen zu bestehen. Weder Bevölkerung noch VW-Mitarbeiter würden dies nachvollziehen. Und - das wiegt am schwersten - auch die Kunden nicht. Hier lauert die größte Gefahr: Dass die sich dann aus Empörung künftig gegen VW entscheiden.

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