Die „Süddeutsche Zeitung“ (München) schreibt zum CSU-Machtkampf:

Die Partei ist in zwei Lager zerfallen – nicht inhaltlich, sondern wegen einer Person: auf der einen Seite entschlossene Söder-Fans, auf der anderen entschiedene Söder-Gegner. Was spricht da gegen einen offenen Wettstreit? Er wird die CSU mehr befrieden als weitere verdeckte Scharmützel. (...) Wenn der Mitbewerber Herrmann jetzt zum Halunken abgestempelt werden soll, dann zeugt das entweder von schlechten Nerven oder von mangelndem Demokratieverständnis.

„Die Welt“ (Berlin) hält das Rennen im Grunde für gelaufen:

Ein Machtkampf tobte in der CSU schon lange, doch verlief er bisher noch insofern geordnet, als Seehofer darin zugestanden war, die finale Entscheidung über seinen Ausgang treffen zu dürfen. Er sollte den Nachfolger – für welches seiner beiden Ämter auch immer – bestimmen dürfen. Doch der Plan der CSU-Fraktion im bayerischen Landtag, am Montag einen Kandidaten für das Amt des Ministerpräsidenten zu wählen, hat Seehofer das Heft des Handelns aus der Hand geschlagen. (...) Seehofer kann dabei nicht den Unschuldigen spielen. Er hat viel zu lange gewartet. Er hat nicht hinnehmen wollen, dass an Söder kein Weg vorbeiführt und es versäumt, Söder vorzuschlagen. Das hätte am ehesten die Lage befriedet.

Der „Münchner Merkur“ sieht die Bewerbung von Joachim Herrmann skeptisch:

Joachim Herrmann ist ein respektabler Kandidat, ein Mann ohne Fehl und Tadel, moderat und ausgleichend, den sie in der Partei wegen seines friedvollen Gemüts „Balu“ nennen. Aber wahr ist auch: Groß gemacht haben die CSU durchsetzungsstarke, wenn nötig brutale Kämpfernaturen wie Strauß, Stoiber und Seehofer. Bei allem Wohlwollen trifft diese Beschreibung nicht auf Herrmann zu, sondern auf Söder. Im Guten, aber auch im Schlechten. Dass sie diesen Söder in der CSU nur mit Geheimabsprachen in irgendwelchen Hinterzimmern stoppen zu können glauben, spricht nicht für die Stärke der Bewerbung Herrmanns. Er hängt, böse ausgedrückt, an Seehofers Strippen.

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