Öffentlicher Nahverkehr Streik legt Busverkehr im Land vielerorts lahm

Saarbrücken · St. Ingbert und Bexbach hat der Ausstand am stärksten getroffen. Das private Busgewerbe will zwar mit Verdi reden. Doch stehen die Zeichen auf Konflikt.

 Bei Saar-Mobil blieben gestern viele Busse in den Depots.

Bei Saar-Mobil blieben gestern viele Busse in den Depots.

Foto: Thorsten Wolf

Tausende Saarländer haben gestern vergeblich an den Haltestellen auf ihren Bus gewartet. Ein ganztägiger Warnstreik legte den Busverkehr, der von privaten Unternehmen abgedeckt wird, weithin lahm. In St. Ingbert und Bexbach ging nach Auskunft der Gewerkschaft Verdi, die zum Streik aufgerufen hatte, gar nichts. In Saarlouis seien 90 Prozent der von Privaten bedienten Linien ausgefallen und in Saarbrücken und Großrosseln bis zu 70 Prozent, sagte Christian Umlauf, der bei Verdi für die Sparte Verkehr im Saarland zuständig ist. Auf das ganze Land bezogen habe der Streik 70 Prozent des privaten Busverkehrs lahmgelegt. Etwa 250 der 900 bis 1000 Beschäftigten der privaten Branche hätten sich an dem Ausstand beteiligt. Nach Darstellung des Landesverbands Verkehrsgewerbe Saarland waren es 200 bis 250 von insgesamt 1500 Beschäftigten.

„Wir sind hochzufrieden“, sagte Umlauf. Zumal die streikenden Busfahrer ein wichtiges Ziel erreicht hätten: Der Landesverband Verkehrsgewerbe Saarland (LVS) habe Gesprächsbereitschaft signalisiert und wolle ein Sondierungstreffen. „Wenn wir da erst einmal sitzen, kriegen wir auch gemeinsam etwas hin“, ist Umlauf optimistisch. Verdi strebt seit langem einen Tarifvertrag auch im privaten Busgewerbe an. Bisher haben die Arbeitgeber ein Tarifpartnerschaft mit der kleinen Gewerkschaft GÖD. Kürzlich erst waren Gehaltserhöhungen von 7,5 Prozent über drei Jahre vereinbart worden.

Doch ob Verdi eine Einigung mit dem LVS tatsächlich erreicht, ist zu bezweifeln. Denn Hans Gassert, der Vorsitzende der Fachvereinigung Omnibusverkehr im Landesverband Verkehrsgewerbe, gab sich nicht im geringsten kompromissbereit: „Wir werden mit Verdi keinen Tarifvertrag abschließen. Das ist amtlich.“ Man werde sich zwar an einen Tisch setzen, aber nur um zu erklären, warum eine Einigung unmöglich sei. Ein wichtiger Grund ist für Gassert, dass Verdi „ein Feind des privaten Omnibusgewerbes ist“. In der Tat hatte Verdi zum Beispiel alles getan, um die Expansion von Saar-Mobil nach Saarlouis zu verhindern und die Position des dortigen kommunalen Busunternehmens KVS zu erhalten. Gassert ist Geschäftsführer von Saar-Mobil, einem Zusammenschluss mehrerer privater saarländischer Busunternehmen.

Gassert wirft Verdi auch vor, zu Unrecht die Branche schlechtzureden. So gebe es bei Saar-Mobil keine 15-Stunden-Schichten, wie die Gewerkschaft behaupte. Und von Dumping-Löhnen könne auch keine Rede sein. „Niemand geht bei uns mit weniger als 2400 Euro netto raus“, sagte Gassert, was, wie er einräumt, auch an vielen Überstunden liege. Darüber hinaus hält er auch die Forderungen von Verdi für überzogen. 17 Euro Stundenlohn fordert Umlauf. Er orientiere sich mit der Forderung an dem Niveau in Baden-Württemberg. Damit verlange die Gewerkschaft eine Erhöhung um mehr als 20 Prozent. Nehme man noch die Forderung nach einem 13. Monatsgehalt und einer 38,5-Stunden-Woche hinzu, summierte sich das angepeilte Plus auf 40 bis 50 Prozent. Solch eine Forderung ist für Gassert Ausdruck eines „Kampfes gegen das private Gewerbe“. Und überhaupt gehe es letztendlich um einen Kampf zweier Gewerkschaften, den Verdi „auf dem Rücken der Kunden austrägt“.

Der Verdi-Verantwortliche Umlauf bekräftigte die Streikbereitschaft der Beschäftigten, falls die Arbeitgeber sich nicht auf Verhandlungen über einen Tarifvertrag einließen. „Die Leute wollen nicht mehr vertröstet werden.“

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